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Spam-Anteil fällt auf Mehrjahrestief

Bert Ungerer

Der Anteil unerwünschter Werbung am E-Mail-Aufkommen ist derzeit so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. Die Täter versuchen nun verstärkt, ihren Werbemüll über "richtige" Mailkonten und -server zu verbreiten.

Nach der Abschaltung [1] des Rustock-Botnetzes Mitte März 2011 ist das Aufkommen an unerwünschten Werbe-Mails, ohnehin seit 2010 im Abwärtstrend, nochmals deutlich zurückgegangen. Es liegt nun nur noch ungefähr auf dem Niveau vom Herbst 2008, kurz nach der Trennung des Hoster McColo [2] vom Internet. Eine Zweijahres-Statistik (siehe Bild) zeigt den bisherigen Höhepunkt der danach erneut anrollenden Spam-Welle ungefähr Anfang 2010, als je nach Empfänger-Adresse über 99 Prozent aller eingehenden E-Mails aus Spam bestanden.

Abfragen an die iX-Blacklist von Februar 2009 bis April 2011

Das Spam-Aufkommen, hier widergespiegelt durch die Abfragen an die iX-Blacklist (grün), liegt mittlerweile unter dem Niveau von Anfang 2009.

(Bild: NiX Spam und Dr. Bülow & Masiak GmbH)

So deutlich der Spam-Rückgang auch erscheint: Viele Anwender merken wenig davon oder sehen seit einiger Zeit sogar einen Anstieg des Werbemülls. Dazu tragen zwei Effekte bei. Einerseits zeichnet sich seit etwa zwei Jahren [3] ab, dass Spam vor allem bei solchen Anwendern zurückgeht, bei denen unerwünschte E-Mails direkt abgewiesen werden und nicht angenommen, gefiltert und in einem Spam-Ordner deponiert. Andererseits weichen die Spam-Versender in Ermangelung verfügbarer Bot-Kapazität zunehmend auf Freemail-Dienste aus. Sie knacken entweder Schutzmechanismen der Anbieter und richten selbst Mailkonten ein oder übernehmen bestehende Accounts durch Phishing oder das Erraten von Passwörtern. Solche E-Mails lassen sich anders als "herkömmlicher" Bot-Spam je nach Phantasie der Spammer kaum von erwünschten Nachrichten unterscheiden, da sie dieselben Mailserver passieren.

Beim Anti-Spam-Projekt NiX Spam [4] fällt in dieser Hinsicht zurzeit besonders Yahoo negativ auf, aber auch Anbieter wie Hotmail oder Google sind in der jüngsten Zeit immer wieder Ausgangspunkt heftiger Spam-Ausbrüche. Dass es durchaus möglich ist, Spammern Einhalt zu gebieten, ohne die Freiheiten der legalen Anwender einzuschränken, zeigt das Beispiel Web.de. Der Freemail-Anbieter hat nach Hinweisen der iX-Redaktion Ende Februar 2011 den ausgehenden Mail-Verkehr pro Kunde begrenzt und seitdem den Spam-Ausstoß insgesamt deutlich gesenkt. (un [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1228922

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Rustock-Botnetz-ausser-Gefecht-1210310.html
[2] https://www.heise.de/news/US-Provider-ziehen-Spam-Schleuder-den-Stecker-216629.html
[3] https://www.heise.de/news/Beginnen-Spammer-zu-lernen-748041.html
[4] http://www.heise.de/ix/NiX-Spam-DNSBL-und-Blacklist-zum-Download-499634.html
[5] mailto:un@ix.de