IFA

Spielfilme für 4K-TVs: Fragen Sie mal am Counter

Wir haben uns auf den IFA-Messeständen angeschaut, welche 4K-Quellen die TV-Hersteller künftig anbieten wollen. Dabei achteten wir auf die gezeigte Werbung, erkundigten uns nach möglichen 4K-Inhalten − und erhielten teilweise verblüffende Antworten.

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Von
  • Nico Jurran
Inhaltsverzeichnis

Mancher Besucher wird zur IFA 2014 reisen, um sich einmal kompetent über Ultra-HD-Fernseher mit einer Auflösung von 3840 × 2160 Bildpunkten beraten zu lassen. Leider erfüllen die TV-Hersteller diesen Anspruch nur zum Teil: Besonders problematisch ist aktuell die Frage, ob und wie sich in 4K-Auflösung vorliegende Spielfilme und Serien auf den einzelnen TV-Modellen wiedergeben lassen.

Praktisch alle TV-Hersteller, die die Nutzung des Videostreamdienstes Netflix in 4K unterstützen (wollen), werben dafür mit ein und demselben "House Of Cards"-Trailer.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Da es aktuell keine konkrete Pläne für Ultra-HDTV-Ausstrahlungen abseits von Demokanälen gibt und 4K-Blu-rays erst Weihnachten 2015 kommen sollen, stehen hier vorerst insbesondere diejenigen Streamingdienste im Focus, die Videos in 4K-Auflösung ausliefern wollen. Netflix' deutscher Ableger soll am 16. September starten und von Beginn an ultrahochauflösende Videos bieten – zumindest für Kunden mit passendem Internetzugang. Weiterhin wollen die Dienste Amazon Instant Video, Maxdome und Videociety in Deutschland 4K-Videostreams anbieten; konkrete Starttermine gibt es hier jedoch nicht.

Die Streams gelangen gewöhnlich per Ethernet-Anschluss in 4K-Fernseher, auf denen eine passende App installiert ist. Um die angelieferten Videosdatenströme dekodieren zu können, muss im TV außerdem ein Decoder eingebaut sein, der das effiziente Kompressionsverfahren H.265/HEVC beherrscht. Alternativ ließe sich über USB ein vorbespielter Massenspeicher an den Fernseher anstecken und die darauf gespeicherten 4K-Filme abspielen. Auch dafür ist ein HEVC-Decorder notwendig.

Wir haben uns auf den Messeständen einmal angeschaut, welche kommenden 4K-Quellen die verschiedenen Hersteller bereits bewerben – nicht als Vertreter der Presse, sondern als interessierte Besucher.

LG listet gleich eine ganze Reihe von 4K-Streamingdiensten auf, darunter die üblichen Verdächtigen Amazon, Maxdome, Netflix und Videociety. Daneben werden die international tätigen Dienste Filmbox Live, Ökko und Wuaki.tv namentlich genannt, von denen aber bislang nicht immer bekannt ist, ob und wann sie Videos (in 4K) auch für deutsche Kunden anbieten werden.

Panasonic macht unter dem Motto "Stream Your Movies Whenever You Want" in einer Ecke seines Standes generell Werbung für seine Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Videostreamingdiensten. Einen konkreten Werbeclip mit Bezug auf 4K-Streaming gibt es lediglich für Netflix. Einen extra für das Thema abgestellten Präsentator, der weitergehende Fragen beantworten könnte, haben wir nicht entdeckt.

Am Stand von Philips sind keinerlei Hinweise auf 4K-Videodienste zu finden – was allerdings nicht weiter verwundert, wenn man weiss, dass auch die aktuellen Modelle des Unternehmens noch nicht den für die 4K-Dekodierung nötigen H.265/HEVC-Decoder eingebaut haben. Eine externe Streamingbox hat Philips für das 1. Quartal 2015 angekündigt. Sie soll das Decoding des 4K-Videostroms übernehmen und für rund 250 Euro erhältlich sein. Mit welchen Diensten dieser Player zusammenspielt, will das Unternehmen "zu gegebener Zeit" bekanntgeben.

Samsung-Kunden, die das "UHD-Video Pack" erworben hat, soll künftig weitere 4K-Filme auf die Festplatte herunterladen können.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Samsung setzt wie LG bei 4K zum Rundumschlag an: Beworben wird die Wiedergabe von 4K-Filmen über die Dienste Amazon, Netflix und Maxdome. Nach unserer Information handelt es sich am Samsung-Stand um die einzige Demo auf der IFA, bei dem die 4K-Inhalte tatsächlich direkt vom Maxdome-Server gestreamt wird.

Außerdem hat das Unternehmen bereits eine Festplatte mit ultrahochaufgelösten Filmen im Sortiment, die sich auf den Ultra-HD-Fernsehern des Unternehmens wiedergeben lassen. In diesem Zusammenhang bewirbt Samsung auf der IFA einen "UHD Download Service", über den 4K-Fernseher des Unternehmens künfitg weitere Filme auf die angeschlossene Festplatte herunterladen sollen. Die Lösung entwickelt Samsung nach eigenen Angaben als Mitglied der "Secure Content Storage Association" (SCSA) zusammen mit den Studios 20th Century Fox und Warner Bros. Home Entertainment.

Sony Privilege Movies 4K: Der Eintrag "Movie Credits" auf der Bedienoberfläche der zur vorbespielten Festplatte gehörenden App lässt darauf schließen, dass sich künftig weitere 4K-Filme herunterladen lassen.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Etwas irritierend ist, dass Sony auf seinem Stand zwar mit den Videodiensten Netlix und Amazon Instant Video wirbt, nicht aber mit dem hauseigenen Dienst Video Unlimited – obwohl der ja in den USA bereits 4K-Filme ausliefert. Auf Nachfrage erhielten wir die Antwort, dass Sony Pictures hierzulande stattdessen eng mit Amazon zusammenarbeite. Was da dran ist, konnten wir nicht nachprüfen. Eine 4K-Zuspielung von der Playstation 4 wird nicht gezeigt, wohl aber – ohne weitere Details – eine "Privilege Movies 4K"-Festplatte, die mit ultrahochaufgelösten (DRM-gesicherten) Filmen vorbespielt ist.

Am Toshiba-Stand ist, wie bereits berichtet, neben einer Netflix- auch eine Videociety-App zu sehen, über die 4K-Filme an den Fernseher geliefert werden können.

Bei vielen anderen Herstellern herrscht bezüglich 4K-Inhalte Schweigen. An den Ständen von TechniSat und Metz ernteten wir lediglich ein Schulterzucken – und immer wieder den Hinweis auf die Möglichkeit des Upscalings von SD- und HD-Inhalten.

Bei TCL wurde uns zunächst selbstbewusst mitgeteilt, die Entwicklung einer Netflix-App dürfte kein Problem darstellen, da in den Fernsehern ja Linux als Betriebsystem eingesetzt werde. Danach stellte sich jedoch heraus, dass es den aktuellen Modellen am nötigen HEVC-Decoder mangelt. Auch bei Grundig und Vestel versprach man eine Netflix-App, die in Kürze verfügbar sein soll, konnte aber die Existenz eines passenden HEVC-Decoder in den hauseigenen Geräten nicht bestätigen.

Den Vogel schoss in unserem kleinen Test letztlich die Firma Haier ab. An deren Stand erhielten wir auf unsere Frage nach passenden Inhalten für die gezeigten 4K-TVs lediglich den Hinweis: "Fragen Sie mal am Counter nach, vielleicht können die Ihnen da irgendwas geben". (nij)