Stratosphären-Teleskop der NASA: Daten dank Raspi, SD-Karte und Folie gerettet

Aus der Stratosphäre hat SuperBIT so viele astronomische Aufnahmen gemacht, dass nicht alle direkt zur Erde geschickt werden konnten. Geholfen haben SD-Karten.

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Stratosphären-Ballon

Das SuperBIT-Teleskop

(Bild: NASA/Bill Rodman)

Lesezeit: 3 Min.

Als im Frühjahr ein Stratosphärenteleskop der NASA nach fünf Erdumrundungen bei der Landung beschädigt wurde, sind die gemachten Aufnahmen nur dank eines vergleichsweise simplen Mechanismus zur Datenrettung nicht verloren gegangen. Das hat das für die Entwicklung dieses "Data Recovery Systems" um die Physikerin Ellen Sirks von der Universität Sydney jetzt öffentlich gemacht. In einem Artikel im Forschungsmagazin Aerospace erläutert das Team jetzt, wie auch andere Wissenschaftler für vergleichsweise wenig Geld sicherstellen können, dass ihre Daten auch im Worst-Case-Szenario nicht verloren gehen. Eine zentrale Rolle spielen herkömmliche SD-Karten, Schaumstoffhüllen und Folien zum Braten von Hähnchen.

Gerettet wurden mit der Technik die Daten des Super Pressure Balloon Imaging Telescope (SuperBIT), erklärt die Gruppe jetzt. Das hat an einem riesigen Heliumballon hängend im April die Südhalbkugel mehrfach umrundet und dabei aus der Stratosphäre astronomische Aufnahmen für die Erforschung der Dunklen Materie gemacht. Anders als anfangs vermeldet, sei das Teleskop bei der Landung in Argentinien dann aber zerstört worden. Die Datenverbindungen zur Übertragung der gesammelten Informationen über Starlink und andere Satellitentechnik funktionierte da aus ungeklärten Gründen schon nicht mehr. Das eigentlich nur als zusätzliche Absicherung installierte "Data Recovery Systems" sei damit ausschlaggebend dafür gewesen, dass die Mission trotzdem ein Erfolg war.

Das "Data Recovery System"

(Bild: Sirks et al.)

Das System zur Datenrettung besteht aus handelsüblichen Materialien, unter anderem einem Raspberry Pi. Im Fall von SuperBIT waren insgesamt vier davon an dem Teleskop angebracht, auf zwei wurden jeweils mehr als 200 Gigabyte an Daten kopiert, bevor sie über Argentinien abgeworfen wurden. An kleinen Fallschirmen hängend, schwebten sie dann zur Erdoberfläche, während sie ihre Position über die das Satelliteninternet von Iridium an die Verantwortlichen übermittelten. Bei der Suche nach den Paketen habe dann die lokale Polizei geholfen, sie seien problemlos gefunden worden. Hätte man sich wie sonst bei solchen Ballonmissionen auf die Datenübermittlung per Satellitenverbindung beschränkt, hätte die Bandbreite enge Grenzen gesetzt und viele Aufnahmen wären wohl verloren gegangen.

Astronomische Beobachtungen von Stratosphärenballons aus könnten Aufnahmen von vergleichbarer Qualität zu Weltraumteleskopen liefern, während sie gleichzeitig nur einen Bruchteil kosten, erklärt Sirks noch. Gleichzeitig fallen dabei aber so viele Daten an, dass die herkömmlichen Übertragungswege zum Flaschenhals werden. Das selbst entwickelte System zur Datenrettung schaffe hier Abhilfe und erhöhe gleichzeitig die Sicherheit, dass nichts verloren geht. "Um die Daten herunterzuladen, ist es am effizientesten, sie auf eine SD-Karte zu kopieren und über der Erde abzuwerfen. Das ist zwar irgendwie verrückt, aber es funktioniert gut", meint sie. Die NASA habe deshalb angekündigt, selbst solche Pakete herstellen und verwenden zu wollen. Der Einsatz bei SuperBIT war die geglückte Generalprobe.

(mho)