Strengere Corona-Maßnahmen: Leopoldina fordert Homeoffice, wo immer möglich

Der im November gestartete Teillockdown hat Corona nicht zurückgedrängt. Nun fordern Forschern weitere Maßnahmen, Homeoffice solle, so möglich, die Regel sein.

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(Bild: Anikin Stanislav/Shutterstock.com)

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Im Kampf gegen eine weitere Corona-Ausbreitung in Deutschland müssen sich Millionen Arbeitnehmer in Deutschland wohl auch in den kommenden Monaten auf Homeoffice einstellen. So warnte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in einer am Dienstag veröffentlichten Empfehlung vor einer Verschärfung der Pandemie in Deutschland und forderte weitere Schritte.

Ab 14. Dezember sollten laut Leopoldina die Kontakte auch im beruflichen Kontext "auf das absolut notwendige Mindestmaß" reduziert werden. "Homeoffice muss, wo immer möglich, die Regel sein", fordern die Wissenschaftler. Digitale Möglichkeiten anstelle von Präsenzangeboten sollten genutzt werden.

Die Wirtschaft wäre von den von der Leopoldina empfohlenen Maßnahmen erneut insgesamt stark betroffen. Ab dem 24. Dezember sollten bis mindestens zum 10. Januar alle Geschäfte geschlossen bleiben, so die Wissenschaftler. Ausgenommen werden sollten nur jene des täglichen Bedarfs. Urlaubsreisen sollten dann vollständig unterbleiben.

Die Wissenschaftler werben für Verständnis für harte Einschnitte. "Verschärfte Maßnahmen sind auch aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll", so die Leopoldina. "Zwar erhöhen sich durch einen strengeren Lockdown kurzfristig die Wertschöpfungsverluste, aber zugleich verkürzt sich der Zeitraum, bis die Neuinfektionen so weit gesunken sind, dass Lockerungen möglich werden."

Beim Homeoffice hatten sich Union und SPD zuletzt auf eine Steuerpauschale geeinigt. Damit will die Koalition die Ausstattung für das Arbeiten von zu Hause unabhängig vom Nachweis eines separaten Arbeitszimmers unterstützten. Dies ist bisher bei der Steuererklärung nötig. Die Pauschale soll den Plänen zufolge 600 Euro pro Jahr betragen. Die Homeoffice-Pauschale soll in die sogenannte Werbungskostenpauschale eingerechnet werden, mit der die Steuerlast sinkt.

Derzeit ringt die Koalition ferner über einen gesetzlichen Weg für mehr Homeoffice in Deutschland auch nach der Pandemie. Der Entwurf für ein entsprechendes "Mobile Arbeit Gesetz" von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) befindet sich derzeit in die Abstimmung innerhalb der Bundesregierung. Die Arbeitnehmer sollen in ihrer Firma konkret anmelden können, wann und wie viel sie mobil arbeiten wollen. Der Arbeitgeber soll dies mit ihnen erörtern – und gegebenenfalls begründet und schriftlich ablehnen müssen.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte sich ablehnend zu einem neuen Rechtsanspruch geäußert. Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einer Arbeitgeberveranstaltung gesagt, sie lehne neue Begründungspflichten für Arbeitgeber ab und favorisiere Regelungen über Tarifverträge. Auch Arbeitnehmervertreter wie DGB-Chef Reiner Hoffmann kritisierten den Gesetzesentwurf Heils – es werde Arbeitnehmern erheblich erschwert, eigene Wünsche für selbstbestimmtes mobiles Arbeiten durchzusetzen.

Ob mit Rechtsanspruch oder ohne – so manchem Arbeitnehmer dürfte eine Ausweitung des Homeoffice jedenfalls gelegen kommen. Einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom zufolge machen Berufstätige im coronabedingten Homeoffice überwiegend positive Erfahrungen – und möchten auch nach der Pandemie flexibel arbeiten. Eine Mehrheit der Befragten gab demnach an, im Homeoffice weniger Stress zu empfinden, da der Arbeitsweg entfalle und sich Berufs- und Privatleben besser vereinen ließe.

(axk)