Videospielgeschichte: 90 Prozent aller alten Games verschwinden

Fast 90 Prozent aller älteren Videospiele sind auf modernen Systemen nicht mehr verfügbar, zeigt eine Studie. Sie verschwinden schneller als Stummfilme.

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(Bild: Video Game History Foundation)

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Videospiele verschwinden schneller als Stummfilme: Ältere Games sind kaum noch auf modernen Systemen verfügbar, schreibt die Video Game History Foundation. Ihre aktuelle Studie zeigt demnach, dass 87 Prozent aller vor 2010 veröffentlichten Videospiele nicht mehr auf den aktuellen Plattformen gekauft werden können. Im Gegensatz haben 14 Prozent der amerikanischen Stummfilme überlebt.

Für die Untersuchung wählte die Video Game History Foundation 1500 Videospiele aus und prüfte ihre Verfügbarkeit in den USA. Die Ergebnisse wurden schließlich nach Plattform und Veröffentlichungszeitraum aufgeschlüsselt. Dabei zeigte sich etwa, dass nur 4,5 Prozent der für den C64 veröffentlichten Videospiele noch erhältlich sind.

Wenig überraschend: Besonders alte Spiele sind kaum noch zu bekommen – nur 3,6 Prozent der von 1980 bis 1984 entwickelten Spiele können heute gekauft werden. Vergleichsweise gut sieht es bei den 1990 bis 1994 veröffentlichten Videospielen aus, die noch zu 19 Prozent verfügbar sind. Das übertrifft sogar vergleichsweise moderne Spiele, die von 2005 bis 2009 auf den Markt kamen. Von ihnen können nur knapp 18 Prozent noch gekauft werden.

Spielverfügbarkeit im Lauf der Jahrzehnte: Games aus den frühen 90er-Jahren sind vergleichsweise häufig noch verfügbar.

(Bild: Video Game History Foundation)

Zu den Gründen für die schlechte Verfügbarkeit älterer Videospiele zählt die Non-Profit-Organisation technische Probleme, urheberrechtliche Hindernisse und den geringen kommerziellen Wert der alten Titel. Auch die Schließungen der Videospiel-Stores für ältere Systeme sei eine Ursache für das Verschwinden von Games.

Als Nintendo im März die digitalen Stores für 3DS und die Wii U schloss, sollen etwa 1000 Videospiele verloren gegangen sein, schreibt die Video Game History Foundation. Ein ähnlicher Effekt sei zu befürchten, wenn Microsoft und Sony die Digital-Marktplätze für Xbox 360, Playstation 3 und PS Vita schließen.

Tatsächlich seien Schwarzkopien daher oft der einfachste oder gar der einzige Weg, klassische Spiele zu genießen, betont die Stiftung. Es sei "unangemessen" zu erwarten, dass sich Spiele-Fans teure Spezialhardware zulegen oder zu speziellen Videospielmuseen reisen. Aber: "Wir sollten uns nicht damit abfinden, dass wir die Geschichte der Videospiele den rechtlich fragwürdigen Websites und geheimen Torrents überlassen müssen, die nur den eingefleischtesten Fans bekannt sind", schreiben die Autoren der Studie.

"Für jedes erhältliche Mario-Spiel gibt es Hunderte von weniger bekannten Spielen, die vom Aussterben bedroht sind", ordnet Stiftungs-Director Kelsey Lewin die Ergebnisse ein. "Unser Ziel ist es, durch das Darlegen der katastrophalen Situation Änderungen an unseren Urheberrechtsgesetzen voranzutreiben, die die Bewahrung von Videospielen stärken und sie für die Herausforderungen der Zukunft fit machen."

(dahe)