In Zahlen: Einbruch des IT-Arbeitsmarkts

Die Aussicht in der deutschen Wirtschaft ist eher trüb und laut einer Analyse wirkt sich das inzwischen auf die Zahl der ausgeschriebenen Jobs für ITler aus.

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Vorstellungsgespräch, Bewerber im Gespräch

(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Der Arbeitsmarkt für ITler ist in Deutschland laut einer Auswertung des Jobportals Indeed im Abschwung. Seit Beginn des Jahres bis zum Stichtag 24. Mai sei die Zahl ausgeschriebener IT-Stellen deutlich gesunken. Besonders habe es die Berufsgruppen Softwareentwicklung sowie "Data Analytics & Informationsmanagement" getroffen, mit rund 22,8 Prozent weniger Jobs. Etwas geringer falle die Schrumpfung im Bereich IT-Support und -Infrastruktur mit 18,3 Prozent aus.

Der Rückgang ausgeschriebener Jobs sei im Bereich Softwareentwicklung und Data Analytics sogar so stark, dass sie in diesem Jahr laut Indeed das Vor-Corona-Niveau unterschritten hätten. Abgesehen von IT-Jobs seien sonst nur im Marketing die Ausschreibungen unter Pandemie-Niveau gefallen. Branchenübergreifend sei die Zahl der Jobausschreibungen um 15,3 Prozent gesunken. Mit Ausnahme des Bildungs- und Erziehungsbereich hätten alle beobachteten Branchen nachgegeben.

Die Talsohle ist nach Ansicht von Indeed auch noch nicht erreicht, insbesondere bei Bürojobs, die eine akademische Ausbildung erfordern, zeige sich ein klarer Negativtrend. Die Unternehmen hielten sich in der aktuellen Konjunkturlage bei den Einstellungen von "vergleichsweise teurem Personal" zurück. Nach Zeiten des Arbeitnehmermarktes begegne man sich nun also wieder auf Augenhöhe. "Für Jobsuchende bedeutet dies, dass Unternehmen wieder härtere Verhandlungspartner in Bezug auf Gehalt und Benefits wie Homeoffice werden. Handwerker finden aktuell leichter einen Job als Software-Entwickler oder Marketer", erklärte Arbeitsmarktexpertin Annina Hering von Indeed.

Dass die Arbeitgeber nicht mehr ganz freigiebig mit Benefits sind, zeige der seit Jahresbeginn einsetzende Trend zu mehr Präsenzarbeit und weniger Homeoffice. In vier der zehn Jobs mit dem höchsten Anteil an Homeoffice-Jobs sei seit Jahresbeginn eine Tendenz zur Bürorückkehr erkennbar. Das betreffe Bereiche wie IT-Support, Softwareentwicklung, Projektmanagement und Personalwirtschaft, die sich zuvor durch einen besonders hohen Homeoffice-Anteil ausgezeichnet haben. Insgesamt habe sich der Anteil an Stellenanzeigen mit Homeoffice-Option nach starkem Wachstum zwischen Frühjahr 2020 und Mitte 2023 zuletzt bei knapp 15 Prozent stabilisiert.

Mittelfristig geht Indeed aber wieder von zunehmenden Jobausschreibungen aus. Das Niveau bei der Nachfrage nach Fach- und Hilfskräften jeglicher Qualifikationen sei nach wie vor hoch und dürfte aufgrund des demografischen Wandels auch wieder ansteigen. Datenquelle für Indeeds Analyse sind den Angaben nach Millionen von Stellenanzeigen auf dem eigenen Portal.

Andere Beobachter sehen ebenfalls eine Abkühlung auf dem Gesamtarbeitsmarkt: So hat das zur Arbeitsagentur gehörige Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für das erste Quartal 2024 10 Prozent weniger offene Stellen als vor einem Jahr ermittelt. Im Vergleich zum ersten Quartal 2023 beträgt das Minus 180.000 Stellen weniger. "Der Arbeitsmarkt zeigte sich im ersten Quartal deutlich abgekühlt", so Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Auch die Arbeitsagentur schreibt in ihrem Monatsbericht vom Mai (PDF), dass eine Besserung nach schwacher Frühjahrsbelebung weiter auf sich warten lasse. Die gemeldete Nachfrage nach neuen Arbeitskräften sei weiterhin rückläufig.

Einen über dem Durchschnitt liegenden Job-Abschwung für ITler wie bei Indeed lassen die Zahlen vom IAB aber nicht erkennen. In der deutlich breiteren und auch Medienjobs umfassenden Kategorie Information und Kommunikation zählt das Institut zumindest 77.000 ausgeschriebene Stellen im ersten Quartal 2024. Das ist ein Anstieg zum Vorquartal mit 68.000 Jobs, liegt aber immer noch unter den Zahlen des Booms im Jahr 2022. Das IAB untersucht eigenen Angaben nach viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch die den Arbeitsagenturen nicht gemeldeten Jobs. Für das erste Quartal 2024 seien dafür Antworten von über 12.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche herangezogen worden.

(axk)