Sun macht Ernst mit Grid-Computing [Update]

Für einen Dollar pro CPU-Stunde will das Server-Unternehmen künftig Rechenzeit über ein Verteilnetz bereitstellen.

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Von
  • Erich Bonnert

Am Dienstag schaltete Suns Vizechef Jonathan Schwartz während einer Pressekonferenz das erste hauseigene Computing-Grid ein. Das Unternehmen baut darauf, dass vor allem große Computer-Anwender in Zukunft Informationstechnik nur noch als Dienstleistung in Anspruch nehmen und diese wie Strom oder Telefon nach Verbrauch bezahlen werden. Für einen Dollar pro CPU-Stunde können Kunden sich auf das Grid aufschalten und Anwendungsjobs an das Netz schicken. Ein Verbund von Servern und Speichersystemen liefert die Ergebnisse zurück.

Die Solaris-Company, die gestern Solaris 10 zum kostenlosen Download bereitgestellt hat, hofft auf zahlreiche Kunden mit rechenintensiven Anwendungen. Sie sollen, anstatt weitere Computer zu kaufen, Anwendungen wie chemische Simulationen, seismische Analysen oder Finanzmodelle im Grid ausführen lassen. Schwartz führte ein Beispiel vor, bei dem die visuelle Darstellung einer Manipulation von Eiweißmolekülen berechnet wurde. Nach offenbar simultaner Ausführung der komplexen Kalkulationen auf zahlreichen Prozessoren, die nur wenige Sekunden dauerte, meldete das System einen Verbrauch von gut 12 CPU-Stunden -- und eine Rechnung von über 12 Dollar.

Sun sieht mit der Grid-Initiative einen Durchbruch erreicht, der ähnlich dramatische Auswirkungen auf die IT-Branche haben werde wie die Standardisierung und Vernetzung von Stromgeneratoren. Die einst als Einzelanfertigung betriebenen Systeme wurden Anfang des 20. Jahrhunderts durch standardisierte Technik so billig und austauschbar, dass Strom vom Luxusartikel zur Handelsware geriet, die über ein Verteilnetz in jedes Haus kam. Zum Umschwung im Nutzungsverhalten der Rechenzentrumsanwender soll auch der Abrechungspreis pro CPU-Stunde beitragen. "Wenn die Kunden erst mal durchrechnen, was eine Stunde bei ihrem jetzigen System kostet, werden viele bald umsteigen", meinte Schwartz.

Sun betreibt bereits Grid-Rechenzentren in Texas, Virginia, New Jersey und Schottland und bieten eine Rechenleistung von über 10.000 Prozessoren. Grid-Zentren in London, Toronto und Asien sind bereits geplant. Die Kosten für den Bau des Grid will Sun nicht verraten, Vorstand Scott McNealy glaubt jedoch mit dem 1-Dollar-Tarif an ein profitables Geschäft. "Jede einzelne Komponente, die wir herstellen, kommt ans Netz." Die Endtests der produzierten Systeme sollen dann am Grid erfolgen, um jede Ressource auszunutzen. Am kommenden Donnerstag wollen die Kalifornier eine erste Partnerschaft mit einem Grid-Dienstleister bekannt geben. (Erich Bonnert) / (thl)