Sun will über eine Milliarde Dollar Schadenersatz

Die Kartellklage von Sun gegen den Softwarekonzern Microsoft nimmt Konturen an. Sun-Vizepräsident Michael Morris beziffert die Schadenersatzforderungen seines Unternehmens.

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Von
  • Egbert Meyer

Der Computerkonzern Sun Microsystems, der am gestrigen Freitagabend eine Kartellklage gegen Microsoft eingereicht hat, fordert mehr als eine Milliarde US-Dollar (1,14 Milliarden Euro) Schadenersatz. Dies berichtet zum Wochenende die Nachrichtenagentur Bloomberg. In einer Stellungnahme habe Sun-Vizepräsident Michael Morris die Forderungen seines Unternehmens an Microsoft auf "nördlich von einer Milliarde Dollar" beziffert.

In der beim Distriktgericht in San Jose eingereichten Klageschrift dringt Sun zusätzlich darauf, dass Microsoft die von Sun entwickelte Programmiersprache Java in das neue Betriebssystem Windows XP und den Internet Explorer aufnimmt. Microsoft habe sein Monopol bei Betriebssystemen zum Nachteil von Java ausgenutzt, heißt es in dem mehr als 70-seitigen Papier.

Morris brachte gegenüber Bloomberg auch noch höhere Schadenersatz-Ansprüche ins Gespräch. In einem Kartellverfahren könne die Strafe das dreifache des entstandenen Schadens betragen, betonte er. Analysten zeigten sich in einer ersten Reaktion jedoch skeptisch, was die hohen Geldforderungen angeht.

In einer ersten Stellungnahme kritisierte Microsoft die neue Entwicklung in gewohnter Manier: "Das braucht die Industrie nicht. Sie braucht Unternehmen, die sich auf Innovation und die Entwicklung guter Produkte konzentrieren", sagte Sprecher Jim Desler der New York Times.

Sun und Microsoft hatten sich bereits in den vergangenen Jahren einen erbitterten Schlagabtausch um Java geliefert. Anfang 2001 war Microsoft nach einem vierjährigem Verfahren per Gerichtsbeschluss untersagt worden, seine Produkte als "Java-kompatibel" zu bezeichnen, da an der Java-Software eigenmächtige Anpassungen vorgenommen worden waren; möglicherweise gezielt, zum Schaden von Sun, wie in einem früheren Kartellverfahren veröffentlichte E-Mails aus dem Hause Microsoft nahe legen (siehe hierzu eine frühere Meldung).

Das neue Betriebssystem Windows XP wird derzeit komplett ohne Java-Komponenten ausgeliefert. Nutzer können sie jedoch später herunterladen. Microsoft hatte den Schritt vor der Markteinführung im vergangenen Jahr unter anderem mit der Gefahr von Klagen seitens Sun begründet.

Weiterer Streitpunkt sind Internet-Identifizierungsdienste. Als Service soll Nutzern statt der vielen Passwörter bei verschiedenen Websites eine Art einheitlicher elektronischer Ausweis angeboten werden. Microsoft entwickelt dafür die Technologie Passport. Sun ist Teil der rivalisierenden Liberty Alliance. Ein weiteres Mitglied der Allianz, der weltgrößte Medienkonzern AOL Time Warner, hatte erst im Januar ebenfalls Kartellklage gegen Microsoft eingereicht. Der Vorwurf: Microsoft wolle auf Basis des Monopols bei Betriebssystemen die Stellung im Online- und Service-Markt auszubauen. (em)