T-City Friedrichshafen: Merkel bei den Zukünftlern

Bundeskanzlerin Angela Merkel kam zum T-City-Tag nach Friedrichshafen und besuchte dort Deutschlands fortschrittlichste Familie. Sie ließ sich u.a. Smart Metering und andere Techniken für den vernetzten Alltag erklären.

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Von
  • Detlef Borchers

Begleitet vom baden-württembergischen Ministerpräsident Stefan Mappus und Telekom-Chef René Obermann hat Bundeskanzlerin Angela Merkel den T-City-Tag in Friedrichshafen besucht. Sie ließ sich von den "Zukünftlern", Deutschlands fortschrittlichster Familie, das Smart-Metering und den Umgang mit dem Glucose-Messgerät GlucoTel erklären und warf einen Blick auf das Anmeldeportal KindergartenOnline. Merkel forderte die Friedrichshafener auf, die Zukunftsangebote mehr zu nutzen und versprach ihnen den Ausbau der Umgehungsstraße B31 im Meatspace.

Schon zur CeBIT 2010 hatte Bundeskanzlerin Merkel großes Interesse am Smart Metering gezeigt, bei dem der Strom- und Wasserverbrauch jeder Maschine personenbezogen ermittelt werden kann. Im Rahmen der Experimentierstadt T-City hat die Telekom zusammen mit den Technischen Werken Friedrichshafen die zwei Stadtteile Oberhof und Windhag mit 1500 Haushalten komplett mit Smart-Meter-Zählern für Strom, Gas und Wasser ausgestattet. Diese übertragen die Verbrauchsdaten per DSL über einen "Multi Utility Server" im Fünf-Minuten-Takt an ein Rechenzentrum. Von dort können sie über ein Internetportal abgerufen werden. Anhand der Verbrauchskurven kann beispielsweise ermittelt werden, dass ein Durchlauf des Wäschetrockners 50 Cent kostet. Durch den Komplettwechsel aller Zähler in einem abgegrenzten Gebiet sind damit Untersuchungen über die Möglichkeiten von intelligenten Smart Grid-Schaltungen (Virtuelle Kraftwerke, Demand Side Management, individuelles Tanken von Elektrovehikeln) möglich.

Bundeskanzlerin Angela Merkel in der T-City

(Bild: Deutsche Telekom)

T-Systems-Vorstand Reinhard Clemens erklärte der Kanzlerin, dass eine zukunftssichere Energieinfrastruktur auf der Basis von erneuerbaren und dezentralen Energieerzeugern ohne Smart Metering nicht denkbar sei. Merkel scherzte im Gespräch mit dem Zukünftler Hans-Joachim Bachmann über die Möglichkeit, anhand der Graphen zu prüfen, ob alle im Haushalt ordentlich geduscht sind. Der nächste Schritt ist die Errichtung des Smart Grid Friedrichshafen in diesen Stadtteilen, bei dem ein Blockheizkraftwerk, mehrere Fotovoltaik-Anlangen von privaten Haushalten, drei kleine Flusskraftwerke und eine Brennstoffzellen-Anlage zu einem virtuellen Stromerzeuger zusammengeschlossen werden.

Die fast 100-prozentige Abdeckung Friedrichshafens mit VDSL wird nach Angaben von Merkel nur von jedem 4. Einwohner genutzt. Sie forderte die rund 400 versammelten T-City-Bürger im riesigen Zeppelin-Hangar auf, die angebotenen Möglichkeiten zu nutzen. "Selbst wenn man etwas älter ist, wird man wissen, dass die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands von der neuen Technik abhängig ist. Die manchmal mühevolle Einarbeitung in die neue Welt bietet einer gewissen Altersgruppe die große Chance, sich einzufinden und länger ein selbstbestimmtes Leben zu führen." Zuvor war Merkel an einem Demonstrationsstand vorgeführt worden, wie die älteren Zukünftler über 60 in einem so genannten Innovationshaus leben. In ihm ist jede der 19 Wohnungen mit einem Service-Terminal ausgestattet, das direkt mit Essen auf Rädern, dem Hauspflegedienst oder der Apotheke verbindet. Integriert ist eine Videotelefonie-Lösung, mit der die Nachbarn untereinander Kontakt halten können.

Insgesamt betreibt die Telekom 30 Projekte in der T-City. Einige von ihnen, wie das Bezahlen der Bodenseefähre mit NFC-fähigen Telefonen, sind mangels verfügbarer Hardware eingestellt worden. Andere, wie das Projekt der Behördenkommunikation mit De-Mail, stehen nach Gesetzanpassungen vor der bundesweiten Einführung. Die T-City-Infrastruktur wird auch von anderen Projekten genutzt, etwa von Edunex und Edukey. (anw)