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Router mit 1200 Watt Leistungsaufnahme: Firma integriert angeblich Krypto-Miner

Wie ein WLAN-Router bis zu 1200 Watt verheizen können soll? Die Antwort: ein integrierter ASIC-Chip fürs Krypto-Mining.

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WLAN-Router TP-Link BE900

Der im Bild gezeigte Archer BE900 ist äußerlich identisch zum NX31.

(Bild: TP-Link)

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Wir sind vermutlich auf eine Betrugsmasche hereingefallen. Die Webseite tp-linkasic.com wurde laut who.is erst kürzlich registriert und enthält etwa widersprüchliche Informationen zum US-Hauptquartier: Außer TP-Links echter Adresse 10 Mauchly, Irvine, CA 92618 ist auch 202 Helga Springs Rd, Crawford, TN 38554 vermerkt – eine Adresse, die zahlreiche ähnlich aufgebaute Webseiten angeben. Eine über Yahoo Finance veröffentlichte Pressemitteilung wurde hauptsächlich von Bots verbreitet.

TP-Link hat die Tochterfirma TP-Link ASIC ins Leben gerufen. Eines ihrer ersten Produkte ist der WLAN-Router NX31 für stolze 1440 US-Dollar (ca. 1610 Euro inkl. Mehrwertsteuer). Der NX31 ist der wahrscheinlich erste Router, der eine anwendungsspezifische Schaltung (ASIC) zum Schürfen einer Krypto-Währung integriert – und damit bis zu 1200 Watt elektrische Leistung aufnimmt. Über den Sinn darf man sich natürlich wundern.

Als Basis dient TP-Links High-End-Router Archer BE900, der mit gleich vier Wi-Fi-7-Funkmodulen ausgestattet ist, die jeweils vier MIMO-Streams transportieren: eins im 2,4-GHz-Band, zwei im 5-GHz-Band und eins im neuen 6-GHz-Band. Zusammen kommen sie auf eine maximale Übertragungsrate von 24 Gbit/s. Zudem sind sieben Ethernet-Ports dabei, zwei mit 10-Gbit/s-Anbindung (einer als SFP+/NBase-T-Kombo), vier mit 2,5 Gbit/s und einer mit einem Gbit/s.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Aufgrund der hohen elektrischen Leistungsaufnahme und der daraus resultierenden Hitzeentwicklung bringt TP-Link im NX31 zwei Lüfter unter – für den Flur oder das Wohnzimmer dürfte sich der Router nur bedingt eignen. Das Netzteil wird extern angeschlossen. Das in der Front integrierte Display kann Statistiken zur Mining-Leistung anzeigen.

Der ASIC-Chip im NX31 versteht sich auf den Hash-Algorithmus Blake2s, den die Kryptowährung Kadena (KDA) verwendet. Hashing-ASICs integrieren unzählige kleine Rechenwerke, die ausschließlich Hashes einer einzelnen Verschlüsselungstechnik ausrechnen können. Diesen sogenannten Proof-of-Work (PoW) verwenden Kryptowährungen zur Absicherung ihrer Blockchain.

KDA wurde im Jahr 2016 gegründet und will wie so viele andere Kryptowährungen der bessere Bitcoin sein. Mit einer Marktkapitalisierung von nur rund 219 Millionen Euro (Stand: 07. März 2023) ist KDA lediglich auf Platz 170 der weltweit größten Kryptowährungen. 2022 wurden ASIC-Entwickler auf KDA aufmerksam; der Branchenriese Bitmain etwa stellte den ASIC-Miner KA3 vor.

Die erste Charge des NX31 soll bereits ausverkauft sein. Allerdings verrät TP-Link nicht, wie viele Geräte das waren.

(Bild: TP-Link)

Von Bitmain hat sich TP-Link offenbar seine Marketing-Strategie abgeschaut. Auch TP-Link wirbt mit einem angeblich enormen Interesse unter Minern und will anscheinend ein Gefühl von Fear of missing out (FOMO) erzeugen: Die erste Charge (unbekannter Größe) sei demnach schon ausverkauft, erst im August 2023 sei mit der nächsten zu rechnen.

In Sachen Effizienz hinkt der NX31 dem KA3 derweil hinterher. Zieht man die maximal 75 Watt ab, die der normale Archer BE900 aufnehmen kann, bleiben dem NX31 rund 1125 Watt für 31,2 Terahashes pro Sekunde (TH/s), was rund 36 Joule pro Terahash ergibt. Bitmain schafft laut eigenen Angaben 166 TH/s bei 3154 Watt (19 Joule pro Terahash). Andere Hersteller wie Goldshell (82+ Joule pro Terahash) sind dagegen noch ineffizienter.

Der Archer BE900 hat eine Preisempfehlung von 700 US-Dollar. Der eingebaute ASIC-Chip, die zusätzliche Kühlung und das stärkere Netzteil erhöhen den Preis demnach um 740 US-Dollar beziehungsweise 106 Prozent.

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Joule pro TH/s zu Joule pro TH korrigiert.

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