Telefonieren im Auto nur noch mit Freisprecheinrichtung

Tempo 200, die eine Hand am Lenkrad und die andere am Handy: Solche Bilder sollen vom 1. Februar 2001 an der Vergangenheit angehören.

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Von
  • Heiko Haupt
  • gms

Tempo 200, die eine Hand am Lenkrad und die andere am Handy: Solche Bilder sollen vom 1. Februar 2001 an der Vergangenheit angehören. Mit in Kraft treten des Handyverbots darf künftig – wenn überhaupt – im Auto nur noch mit Hilfe einer Freisprecheinrichtung telefoniert werden. Doch bei der Vielzahl der angebotenen Geräte fällt die Auswahl schwer – ganz zu schweigen davon, dass sich damit nach Meinung vieler Experten auch keine absolut sichere Kommunikation während der Fahrt gewährleisten lässt.

Grundsätzlich sieht die Sache so aus: Wer von Februar an im Auto sein Handy zum Telefonieren ans Ohr bewegen will, muss vorher anhalten und den Motor ausschalten. Zwar darf im Stau bei absolutem Stillstand weiter das Handy genutzt werden. Beim Stopp-and-Go-Verkehr in Innenstädten gilt das jedoch nicht. Freisprecheinrichtungen sind als Alternative zugelassen. Um den gewünschten Gesprächspartner anzuwählen, ist aber auch hier nur der Druck auf eine Kurzwahltaste gestattet, das Wählen kompletter Nummern darf nur im Stand erfolgen.

Wer sich nun aufmacht, rechtzeitig zum Beginn des Handyverbotes eine Freisprecheinrichtung zu erstehen, steht vor der Qual der Wahl. Es gibt nicht nur diverse Modelle, sondern auch unterschiedliche Funktionsprinzipien und eine Preisspanne, die von zweistelligen Beträgen bis hin zu gut 1.000 Mark mit Einbau reicht.

An erster Stelle stehen fest eingebaute Freisprecheinrichtungen. Sie sind laut ADAC in München meist mit der Radio-Anlage verbunden, bieten die Sprachausgabe über die Autolautsprecher, eine "Radio-Stummschaltung" und je nach Modell auch die Möglichkeit, den Gesprächspartner per Spracheingabe anzuwählen.

"Die fest eingebauten Anlagen sind die besten – aber der Aufwand beim Einbau ist entsprechend hoch", sagt Stefan Schlesinger, Leiter der Fahrzeugtechnik beim Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt. Im Vergleich mit anderen Freisprechmöglichkeiten sei hier die Verständigung am besten, Nebengeräusche würden gut unterdrückt. Jedoch kosten solche Geräte 300 bis 500 Mark, mit den Kosten für den Einbau kommen laut Schlesinger schnell 700 bis 1.000 Mark zusammen. Und beim Handywechsel ist meist eine neue Anlage fällig.

Günstiger, aber nicht so perfekt sind Geräte für 50 bis 270 Mark, die am Zigarettenanzünder angeschlossen werden. Der Wechsel von einem Auto in ein anderes ist daher vergleichsweise einfach. Zu den Nachteilen gehört, dass häufig keine externe Antenne angeschlossen werden kann. Auch fehlen hier viele Funktionen, über die Festeinbauten verfügen. Die Kabel sind meist lose verlegt, und die Verständigungsqualität ist nicht immer befriedigend.

Den geringsten Kostenaufwand bringt die dritte Variante mit sich: das Head-Set, das es laut ADAC schon für 30 bis 160 Mark gibt. Die Verständigung ist bei dieser Kombination aus Mikro und Ohrhörer in der Regel gut. "Das Problem ist, ob der Hörer am Ohr hält oder nicht", sagt Stefan Schlesinger. Außerdem müssen die Geräte vor der Fahrt aufgesetzt und mit dem Handy verbunden werden. Nachteile sind, dass der Handy-Akku laut ADAC nicht aufgeladen wird, eine Buchse für eine Außenantenne sowie hilfreiche Zusatzfunktionen meist fehlen. Für diejenigen, die verhältnismäßig selten im Auto telefonieren, sind Head-Sets laut Schlesinger aber durchaus eine Alternative.

Welche Version auch immer gewählt wird: "Eine Freisprecheinrichtung im Auto sollte generell kein Freibrief zum Telefonieren während der Fahrt sein", sagt Rainer Hillgärtner, Sprecher des Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart. "Auch beim Telefonieren mit einer solchen Anlage ist die Ablenkung beachtlich – das ist etwas anderes, als mit einem Beifahrer zu reden." Hillgärtner empfiehlt daher, für ein Telefongespräch im Auto besser den nächsten Parkplatz anzusteuern. (Heiko Haupt, gms) / (jk)