Telekom-Konkurrenten bauen eigene DSL-Infrastruktur aus

2006 wollen die im Breko-Verband zusammengeschlossenen Firmen eine Million DSL-Kundenanschlüsse neu einrichten und 860 Millionen Euro in die eigene Infrastruktur investieren. Erneut kritisierte der Verband scharf die VDSL-Strategie der Telekom.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Mit dem Verlauf ihrer Geschäfte im Jahr 2005 zeigten sich die 52 Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (Breko) zufrieden. Auf der heutigen Jahrespressekonferenz der Wettbewerber der Telekom mit eigener Infrastruktur erklärte Verbandspräsident Peer Knauer, dass inzwischen alle Breko-Unternehmen ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen EBITDA erzielen. Dem Breko gehören neben dem von Knauer geführten Firmenverbund Tropolys / Versatel die Vodafone-Tochter Arcor, die zur Telecom Italia zählende Hansenet, zahlreiche regionale Carrier sowie Infrastrukturanbieter an.

Der Umsatz aller Mitgliedsunternehmen betrug im vergangenen Jahr insgesamt 3,7 Milliarden Euro. Bereinigt um Mitgliederneuzugänge entspricht das einem Wachstum von 17 Prozent gegenüber 2004. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einer weiteren Steigerung um 19 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Besonders stark zugelegt haben die Breitbandanschlüsse: 1,6 Millionen neue DSL-Zugänge konnten von den Breko-Unternehmen vermarktet werden, was dem Verband zufolge einer Quote von 44 Prozent aller 2005 in Deutschland geschaffenen DSL-Anschlüsse entspricht.

Insgesamt verfügten die Unternehmen 2005 über 3,4 Millionen Kundenanschlüsse über eigene Infrastruktur. Hierzu zählt der Verband sowohl Schmalband- als auch DSL-Anschlüsse, die entweder direkt bis zum Endkunden verlegt sind oder vom Hauptverteiler (HVT) der Telekom mit dem Internet-Backbone des Breko-Carriers verbunden und zum Endkunden über die von der Telekom gemietete Teilnehmeranschlussleitung (TAL) geführt werden. Damit entfallen laut Breko etwa 28 Prozent aller DSL-Anschlüsse auf seine Mitglieder – "Resale" (Weiterverkauf) von Telekom-DSL-Anschlüssen nicht mitgezählt. Bis Ende 2006 sollen eine knappe Million eigener, überwiegend breitbandiger Anschlüsse hinzukommen. Waren 2004 erst 48 Prozent aller Breko-Anschlüsse breitbandig, stieg der Anteil 2005 bereits auf zwei Drittel. Für 2006 wird ein Anteil von 72 Prozent erwartet. Auch die Bandbreite wächst rasant: Ein Viertel der Kunden nutzt Bandbreiten von mehr als 2 MBit/s.

Scharf kritisierte Breko-Verbandschef dpa zufolge erneut die seines Erachtens von der Telekom verfolgte Strategie, die Konkurrenz beim VDSL-Netz auszuhebeln, das 50 MBit/s beim Kunden verspricht. Zuletzt hatte Breko-Mitglied Hansenet angekündigt, entsprechende Beschwerde bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Die Telekom will vorübergehend von der Regulierung befreit werden und Pioniergewinne abschöpfen, mit der Begründung, dass sie drei Milliarden Euro in den Aufbau dieser Netze investiert habe. Dabei argumentiert das Unternehmen mit der Schaffung eines neuen Marktes, der nicht zu regulieren sei.

Nach Ansicht des Breko-Präsidenten droht jetzt eine Remonopolisierung des Marktes: "Wir hoffen auf Brüssel und darauf, dass die Bundesnetzagentur endlich aus ihrem Tiefschlaf erwacht", betonte Knauer. Der Telekom gehe es überhaupt nicht um einen neuen Markt, sondern um eine Strategie, die Wettbewerber auszubremsen. Experten streiten sich indes, was ein neuer Markt ist. Um diesen Begriff eindeutig zu definieren, hatte die Bundesnetzagentur im Frühjahr eine Anhörung durchgeführt. Ein vom Breko-Verband für die Anhörung in Auftrag gegebenes Gutachten des Wirtschafts-Professors Ingo Vogelsang bezeichnet ein "Pioniermonopol" für Telekom-VDSL als Gift für den Wettbewerb. Ferner wirft der Breko der Telekom vor, mit der Behauptung, dass mit VDSL ein "neuer Markt" entstehe, auf ADSL 2+ basierende Angebote der Wettbewerber auszuhebeln, die mit Bandbreiten von immerhin 16 MBit/s gleichfalls Triple-Play-Angebote ermöglichten. (ssu)