Telekom-Monopol für Ortsgespräche besteht weiter

Auch nach der Öffnung des Telefonmarktes verfügt die Deutsche Telekom bei Ortsgesprächen über eine nahezu ungebrochene Monopolstellung.

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  • dpa

Auch nach der Öffnung des Telefonmarktes für private Anbieter verfügt die Deutsche Telekom bei Ortsgesprächen über eine nahezu ungebrochene Monopolstellung. Dies sagte Klaus-Werner Schatz vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Das größte Problem besteht darin, dass die privaten Anbieter in Sachen Anschlussleistungen immer noch von der Deutschen Telekom abhängig sind", erklärte Schatz.

Der frühere Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik im Wirtschaftsministerium hat nach eigenen Angaben kein Verständnis für die Situation im Ortsgesprächsbereich: "Da zockt die Telekom ungeniert die anderen Anbieter ab". Der Telefonriese lasse sich die Leitung in das Haus des Kunden, die so genannte "letzte Meile", teuer bezahlen. "Eigene Leitungen können bislang nur vereinzelt von Großkunden gelegt werden, weil die Kosten sehr hoch sind", sagte Schatz.

Auch bei Auslands-und Ferngesprächen komme die Telekom voll auf ihre Kosten. Hier hielten die privaten Unternehmen zwar einen Marktanteil von 40 Prozent, müssten jedoch 90 Prozent ihres Gewinns für Vorleistungen an die Telekom abführen. "Die Telekom kassiert viel zu hohe Leitungsnutzungsgebühren", kritisierte Schatz. Trotzdem sei für beide Seiten immer noch ein immens hoher Profit drin; da frage man sich unwillkürlich, wie die Telekom vor der Liberalisierung gearbeitet habe.

Im Mobilfunk dagegen seien Unternehmen wie etwa Mannesmann, Viag Interkom oder e-plus mit ihren insgesamt 60 Prozent Marktanteil "voll funktionsfähige Wettbewerber". Und auch die Verbraucher profitierten kräftig davon: "Die Gesprächsgebühren haben sich innerhalb von zwei Jahren um die Hälfte verringert, das bedeutet einen Rückgang um rund zehn Milliarden Mark", betonte Schatz.

Er forderte deshalb, die Telekom zu einer fairen Behandlung der Endkunden zu zwingen. Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft habe zwar auf Grund der "untransparenten Telekom-Kostenrechnungen" ein Verfahren gegen Deutschland wegen des Verstoßes gegen die Wettbewerbsbestimmungen des EU-Vertrages eingeleitet. Trotzdem sei bislang seitens der Bundesregierung noch nicht viel passiert. "Die Regierung spricht immer von Informationsgesellschaft, aber die Preise sind ein viel zu schwerwiegendes Hemmnis!". (dpa) (cp)