Telekom will IPTV und Triple Play über Wohnungsunternehmen vermarkten

Die Bonner kooperieren mit dem größten deutschen Verband von Immobilienunternehmen. Trotz unterschiedlicher Auffassungen über das Eigentum über die Grundstücks- und Inhouse-Verkabelung hoffen beide Seiten auf Umsatzsteigerungen.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Deutsche Telekom setzt bei der Vermarktung von IPTV und Triple-Play-Angeboten auf die Wohnungswirtschaft. Hierzu haben die Bonner ein entsprechendes Eckpunktepapier mit dem GdW (Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen) vereinbart. Der GdW vertritt als größter Dachverband rund 3000 Wohnungsunternehmen mit einem Bestand von etwa 6,2 Millionen Wohnungen, entsprechend einem Anteil von rund 66 Prozent aller gewerblich verwalteten Wohneinheiten in Deutschland. Die Vermarktung erfolge über die einzelnen Unternehmen, die im GdW organisiert sind.

Nach eigenen Angaben kann die Deutsche Telekom bis Ende des Jahres über 17 Millionen Haushalte und damit "nahezu jeden zweiten Haushalt in der Bundesrepublik" per ADSL2+ oder VDSL versorgen und seine so genannten Entertain-Pakete mit Telefonie, Internet-Zugang und IPTV anbieten. Derzeit sind die Angebote in 27 deutschen Städten verfügbar, bis Ende 2008 sollen es insgesamt 50 Städte sein.

Namentlich der Hoffnungsträger IPTV soll dem Ex-Monopolisten helfen, Marktanteilsverluste bei DSL-Zugängen auszugleichen. Auf der IFA hatte die Telekom die Parole ausgegeben, bis zum Jahresende einhundert- bis zweihunderttausend Kunden für IPTV gewinnen zu wollen, und hatte Startschwierigkeiten mit IPTV für überwunden erklärt.

Die Kooperation zwischen dem früheren Fernmeldemonopolisten und dem Wohnungswirtschaftsverband ist nicht ohne Pikanterie: In einer gemeinsamen Pressemitteilung hoben GdW-Präsident Lutz Freitag und T-Home-Bereichsvorstand Philipp Humm zum einen hervor, dass die gemeinsame Vereinbarung "trotz bestehender unterschiedlicher Rechtsauffassungen" erreicht werden konnte. GdW und Telekom vertreten abweichende Rechtspositionen, was die Zugangsrechte zu den Grundstücken sowie der Eigentums-, Nutzungs- und Betriebsrechte an den Kabeln innerhalb der Grundstücke der Wohnungsunternehmen angeht.

Die Umsetzung des Eckpunktepapiers erfolge auf der Grundlage einzelvertraglicher Vereinbarungen über die Nutzung der Telefonkabel, die auf Grundstücken und in Gebäuden der Wohnungsunternehmen liegen. Zum anderen vollzieht die Wohnungwirtschaft mit der Vermarktung von Triple Play über Telefonleitungen die Abkehr vom Kabel-TV: Zahlreiche Wohnungsunternehmen hatten jahrelang als Anbieter der "Netzebene 4" (NE 4) Umsätze mit Kabel-TV-Hausanschlüssen gemacht. Schon mit dem Verkauf von rund 1,2 Millionen NE4-Anschlüssen der Orion-Gruppe an die Kabel Deutschland GmbH im September wurde die Trennung zwischen CATV-Hausanschlüssen und Verteilnetzen weitgehend aufgehoben. Nun hoffen die Wohnungsgeber, an Triple Play mitzuverdienen: Zwar sei die Vermietung für die Unternehmen mit rund 90 Prozent weiterhin das Kerngeschäft, aber die multimediale Versorgung werde für die Vermietung immer wichtiger, betonte GdW-Präsident Lutz gegenüber dpa.

In Darmstadt, wo die Telekom ein Entwicklunszentrum unterhält, soll die Öffentlichkeit einen Vorgeschmack von der "Ausstattung von Wohngebäuden mit moderner Multimediatechnik" über Kupferzweidrahtleitungen erhalten: In Zusammenarbeit mit der Bauverein AG stattet die Telekom derzeit im Neubauprojekt "Cityquartier Goethestraße" 114 Eigentumswohnungen bis Ende 2007 mit einer "strukturierten Verkabelung" aus, die schlüsselfertig verfügbare Triple-Play-Dienste über 50-MBit/s-Anschlüsse verspricht – ein Indiz dafür, dass längst nicht jede vorhandene Inhouse-Verkabelung den bandbreitenhungrigen Diensten gewachsen ist. (ssu)