Telekom zweifelt Bundesliga-Ausschreibung an

Der Streit um die Verwertung von Live-Übertragungsrechten an der Fußball-Bundesliga eskaliert. Laut dem Nachrichtenmagazin Spiegel wirft die Telekom der DFL nun sogar vor, das Ausschreibungsverfahren sei rechtlich nicht einwandfrei abgelaufen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

In rund drei Monaten beginnt die 44. Saison der Fußball-Bundesliga. Wer letztlich Live-Übertragungen aus den Stadien im Fernsehen oder künftig auch im Internet sehen kann, das ist weiterhin unklar. Denn mit ihrem Entschluss, die Live-Rechte zweimal zu vergeben – die Pay-TV-Rechte für die kommenden drei Spielzeiten sicherte sich die bis dato völlig unbekannte Arena Sport Rechte und Marketing GmbH, die IPTV-Rechte kaufte die Deutsche Telekom – hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) einen handfesten Krisenfall geschaffen, der wohl nur durch langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen zu lösen sein wird.

Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel zufolge wirft die Telekom, die mit dem Zugpferd Bundesliga Kunden für ihr neues VDSL-Glasfasernetz gewinnen will, der DFL inzwischen sogar vor, dass das Ausschreibungsverfahren für die Übertragungsrechte "nicht in jeder Hinsicht rechtlich einwandfrei abgelaufen ist". Einerseits seien Bietergemeinschaften vorab "ausgeschlossen" gewesen, andererseits lägen dem Unternehmen Informationen vor, wonach die Liga aber eine Bietergemeinschaft "ausdrücklich zugelassen" habe. Dass es sich bei der ausdrücklich gewünschten Bewerbung um die von Arena handeln dürfte, liegt auf der Hand.

Das Tochterunternehmen des Kabelnetzbetreibers Unity Media hatte sich zunächst gemeinsam mit Kabel Deutschland (KDG) als "Konsortium deutscher Kabelnetzbetreiber" um die TV-Rechte beworben – unter anderem, um die in den Ausschreibungsbedingungen für die Pay-TV-Rechte geforderte Reichweite von mindestens 40 Prozent der deutschen Haushalte zu erreichen. Nach dem Absprung von KDG beschloss die Arena-Mutter Unity Media, die Bundesliga-Fernsehrechte auch alleine zu kaufen. Der DFL bot man als Zuckerstück eine Option auf zehn Prozent an Arena an. Eine lange geheim gehaltene Vereinbarung sieht vor, dass die zehnprozentige Arena-Beteiligung für die DFL unter bestimmten Umständen sogar kostenlos ist.

Der Hauptstreit zwischen den an der Ausschreibung beteiligten Parteien richtet sich bislang allerdings vor allem auf die Auslegung des so genannten Verwertungskonzepts, mit dem die Telekom den Zuschlag bei der DFL bekam. Während die DFL meint, sie habe mit dem größten deutschen Tk-Unternehmen ausgehandelt, Live-Übertragungen ausschließlich über das Internet zu verbreiten, will die Telekom davon nichts wissen. In einem internen Telekom-Memo, aus dem die Financial Times Deutschland (FTD) zitiert, heißt es, das "vom Ligaverband angenommene Angebot der DTAG enthält keine Festlegung auf bestimmte Verwertungsformen".

Auf dieser Grundlage wurde zuletzt ein Modell diskutiert, wonach IPTV-Live-Bilder nicht nur über das neue VDSL-Netz, sondern in Nicht-Ausbaugebieten auch über Satellit und Digitalbox auf die Fernsehbildschirme von Premiere-Kunden gelangen sollen. Der Münchner Pay-TV-Sender Premiere, Inhaber der Live-TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga der vergangenen sechs Spielzeiten und Inhaber einer Sendelizenz, die der Telekom bislang fehlt, war im Dezember als großer Verlierer aus dem Rechtepoker hervorgegangen und sucht seither nach einer Möglichkeit, seinen Kunden doch noch Bundesliga-Spiele zeigen zu können. Strikt gegen eine solche Variante ist allerdings nicht nur Arena, das pro Saison rund 300 Millionen Euro in das Exklusivrecht investiert, Live-Bilder aus der Bundesliga im traditionellen Fernsehen zeigen zu dürfen, sondern auch die DFL.

DFL-Präsident Werner Hackmann bezeichnete eine mögliche Ausstrahlung des IPTV-Signals der Telekom in Zusammenarbeit mit Premiere über Satellit für Gebiete ohne VDSL-Anschluss zuletzt als "nicht akzeptabel" und drohte gegenüber der Bild sogar damit, dass die Telekom im Extremfall die Internet-Rechte an der Bundesliga "wieder verlieren" könnte. Ein zweites Pay-TV-Angebot wolle man keinesfalls zulassen, beteuern die Liga-Verantwortlichen unisono. Die Telekom hingegen schiebt den schwarzen Peter Arena zu. "Wenn Arena die Situation hätte vermeiden wollen, dann hätte sie dies vor der Abgabe ihres Gebotes deutlich machen müssen", heißt es in dem Memo, das an Telekom-Vorstand Walter Raizner und T-Online-Marketing-Chef Burkhard Graßmann adressiert ist.

Das von der DFL akzeptierte Telekom-Angebot enthalte im Übrigen schon im Hinblick auf die Schnelllebigkeit und die rasanten technischen Entwicklungen sowie Änderungen in den kommenden Jahren keine Festlegung auf bestimmte Verwertungsformen. Auch habe man immer wieder von einer Kooperation mit einem Fernsehsender gesprochen, schon weil man selbst keine Sendelizenz habe. Hätte die DFL eine Sublizenzierung an bestimmte Partner ausschließen wollen, hätte sie dies vor Abgabe des Angebots kommunizieren müssen. Die Freiheit in der Wahl eines Partners sei für das Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil für die Entscheidung gewesen, überhaupt um die Fußballrechte mitzubieten. (pmz)