Texanische Universität propagiert die "Content Commons"

Mit dem Web-Publishing von E-Books lebt die Rice University Press in neuem Gewand wieder auf.

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Von
  • Richard Sietmann

Vor zehn Jahren hatte die Rice University in Houston (Texas) den eigenen Universitätsverlag als unrentabel aufgegeben – jetzt hat sie sich zu einem Relaunch mit E-Books im Web entschlossen. Ab Anfang kommenden Jahres sollen die Autoren der Universität elektronische Unterstützung zur Online-Publikation ihrer Lehrbücher und akademischen Werke bekommen und Interessenten die E-Books online frei lesen oder kostenpflichtig ein gebundenes Exemplar von einem On-Demand-Printer bestellen können. Ob auch der Download an eine Gebühr gekoppelt wird, steht derzeit noch nicht fest. Angestrebt ist jedoch, auf die Universitätsangehörigen einzuwirken, dass sie die Manuskripte unter eine Creative-Commons-License stellen und auf dieser Basis eine Weiterbearbeitung der Werke zulassen.

Die zu den "Top 20" der US-Hochschulen zählende Rice University will damit eine Lücke schließen: Universitätsverlage operieren üblicherweise in Nischenmärkten, wo es schon als großer Erfolg gilt, wenn verlegte Werke eine Auflage von 2000 oder 3000 Exemplaren erreichen. Bei Büchern für kleine und hoch-spezialisierte Leserkreise unterbleibt die Veröffentlichung häufig – oder die Bücher werden gar nicht erst geschrieben –, weil sich aus Rentabilitätsgründen kein Verleger findet, der sie drucken würde. Universitäre Web-Publikationssysteme umschiffen diese Barriere, indem sie Wissenschaftlern, denen es in der Regel nicht auf Honorareinnahmen, sondern auf die Reputation ankommt, die Veröffentlichung wie im Selbstverlag ermöglichen.

Die Nachfolge der Rice University Press übernimmt nun Connexions, eine 1999 von dem Elektronik- und Informatik-Professor Richard Baraniuk gegründete Non-Profit-Gesellschaft. Connexions ist zugleich der Name des von ihm entwickelten E-Publishing- und Content-Management-Systems, das auf einer Open-Source-Plattform bisher Forschungsberichte, Vorlesungsmaterial und Lehreinheiten als "Open-Access Courseware" für das E-Learning frei zugänglich machte. Die Entwicklung war mit Spenden in Höhe von 2,25 Millionen US-Dollar von der Hewlett Foundation gefördert worden. Die Speicherung der Dokumente in einem eXML-Format erleichtert die Übersetzung in andere Sprachen erheblich. Nach Angaben der Universität nutzen Dozenten in China, Italien, Japan, Spanien und Thailand Teile des Unterrichtsmaterials bereits in ihrer Landessprache. Erst Anfang dieser Woche vereinbarte das vietnamesische Bildungsministerium mit der Rice University die Übernahme des Systems. (Richard Sietmann) / (jk)