Texte, Bilder und Töne: Mediengestalter haben Schriftsetzer abgelöst

Mit der Neuordnung der Ausbildungsberufe ist auch das Berufsbild des "Mediengestalters für Digital- und Printmedien" geschaffen worden.

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Von
  • Verena Wolff
  • dpa

Schlicht soll eine Webseite sein, übersichtlich und funktional. So hat bereits Mitte der neunziger Jahre der amerikanische Web-Guru Jakob Nielsen die Maxime des guten Webdesigns in seinen zehn goldene Regeln formuliert. Sie gelten bei der Ausbildung des kreativen Nachwuchses für den Druckbereich, die elektronischen Medien und das weltweite Netz noch immer. Ein Ausbildungsberuf zum Mediengestalter mit Spezialisierung im dritten Lehrjahr ist dabei genauso im Angebot wie ein Studium zum Mediendesigner an einer Fachhochschule oder Berufsakademie.

"Mediengestalter sind in erster Linie die, die gestalterische Vorgaben umsetzen", sagt Heike Krämer vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Sie platzieren mit Hilfe von Gestaltungs- und Layoutprogrammen Texte und Bilder und setzen auf Facharbeiterebene um, was andere sich ausgedacht haben. Dabei arbeiten sie überwiegend am Computer und "müssen ihre Programme richtig gut drauf haben", betont Krämer.

Mit der Neuordnung der Ausbildungsberufe ist auch das Berufsbild des "Mediengestalters für Digital- und Printmedien" geschaffen worden. Was früher Schriftsetzer, Reprohersteller, Fotogravurzeichner oder Medienvorlagenhersteller machten, liegt nun in einer Hand: Der Mediengestalter bereitet Daten grafisch auf, kann sie aber auch mit Bewegtbild- und Tonsequenzen unterlegen. Bekommen sie keine Vorgaben durch Redakteure oder Layouter, entwerfen Mediengestalter auch das Aussehen einer Seite. "Interaktives Gespür ist nötig, damit bei allem Gestaltungswillen die Bedieneroberfläche verständlich bleibt", sagt Krämer.

Die Ausbildungsvergütung beginnt nach Angaben von Fachverbänden bei durchschnittlich 748 Euro monatlich. Die späteren Verdienstmöglichkeiten sind je nach Arbeitgeber sehr unterschiedlich. Laut Tarifvertrag verdienen etwa gewerbliche Arbeitnehmer in der Druckindustrie ab dem 1. Facharbeiterjahr knapp 2000 Euro monatlich. Arbeitgeber sind sowohl für die Ausgebildeten als auch für die Studierten Werbe- und Multimedia-Agenturen, Verlage oder Druckbetriebe. "Und Kreativzellen aller Art, die Außenkommunikation über das Internet betreiben", sagt Martin Gertler, Leiter des Studiengangs Mediendesign an der Rheinischen Fachhochschule (RFH) in Köln. Neben den Computerprogrammen werden in dem kostenpflichtigen Studium Marketing, Recht, Kunstgeschichte und Designtheorie gelehrt. Praxisorientiert ist auch das Studium für Mediendesign in Berlin. Die Mediadesign Hochschule für Design und Informatik (MD.H) bietet dort einen Intensivstudiengang zum Diplom-Designer (FH) an. Präsenz- und Onlinephasen wechseln sich ab, erläutert Studienberater Jens Geisler. "Die Studierenden erarbeiten sich während des Studiums Projekte, die von realen Auftraggebern aus Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft gestellt werden", sagt Geisler.

Eine duale Ausbildung zum Mediendesigner bietet die Leibniz-Akademie in Hannover an. "Die Unternehmen sind das Nadelöhr: Sie stellen die Auszubildenden ein, die die formalen Voraussetzungen für ein Studium, also das Abitur, mitbringen müssen", sagt Dirk Nissen, Geschäftsführer der Berufsakademie. Mit dem Wechsel von je 10 Wochen Studium und 16 Wochen Praxis im Betrieb können Studenten an komplexen Projekten im Unternehmen mitarbeiten. Beide Seiten profitieren laut Nissen von der Ausbildung. "Den Studenten wird aktuelles künstlerisches, technisches und wissenschaftliches Know-how vermittelt und dadurch der jeweils neueste Stand der Entwicklung in die Betriebe getragen." (Verena Wolff, dpa) / (jk)