Togo beschränkt Ausgabe von SIM-Karten
Einwohner Togos dürfen nur noch drei SIM-Karten von jedem der beiden Mobilfunk-Netzbetreiber besitzen. Das erleichtert die Überwachung.
Togos Telecom-Regulierungsbehörde verbietet Einwohnern, mehr als drei SIM-Karten je Netzbetreiber zu besitzen. Da es in dem westafrikanischen Land nur zwei Mobilfunk-Netzbetreiber gibt, bedeutet dies, dass jeder Einwohner maximal sechs SIM-Karten haben darf. Bereits jetzt müssen alle SIM-Karten namentlich registriert werden. Bald möchte der Staat alle Bürger sogar biometrisch erfassen.
Die Regulierungsbehörde ARCEP stellt die SIM-Karten-Einschränkung als "Sicherheitsmaßnahme" dar, mit der "gegen jene Übel gekämpft wird, die mit der Nutzung von Mobiltelefonen verbunden sind". Sie nennt [1] "Diebstahl, Betrug, Identitätsanmaßung und Belästigung" als Beispiele.
Wer in Togo bereits mehr als drei SIM-Karten [2] eines Netzbetreibers hat, muss die Zahl binnen sechs Monaten auf drei senken. Die Behörde ersucht die Netzbetreiber dafür um Hilfe. Für Unternehmen gilt die Beschränkung nicht.
Nigeria hebt SIM-Bann auf
Das ebenfalls westafrikanische Land Nigeria hat im Dezember sogar die Ausgabe neuer SIM-Karten komplett verboten. Zur Begründung verwies die Regierung auf Entführer, die über anonyme SIM-Karten mit Angehörigen der Opfer Kontakt aufgenommen hätten, um Lösegeld zu erpressen. Zwar müssen SIM-Karten namentlich registriert und der Nationalen Identitätsnummer eines Nigerianers zugeordnet sein, doch gibt es offenbar blühenden Schwarzhandel mit bereits registrierten SIM-Karten.
Das radikale Verbot der Ausgabe neuer SIM-Karten erwies sich als besondere Bürde für Opfer von Straftaten wie Taschendiebstahl und Raub, weil Ersatz-SIM-Karten nur mehr auf dem Schwarzmarkt erhältlich waren. Plötzlich nicht mehr erreichbare Unternehmer beklagten erhebliche Umsatzverluste. Erst im März erlaubte Nigeria wieder den Ersatz verlorener, gestohlener, oder kaputtgegangener SIM-Karten in lizenzierten Tauschzentren; im April wurde das SIM-Ausgabeverbot komplett aufgehoben.
In Afrika ist die parallele Nutzung mehrerer SIM-Karten weitverbreitet, weil das Sparen hilft und bessere Netzabdeckung bedeutet. Mobiltelefone haben in aller Regel mindestens zwei SIM-Karten-Slots. "Jeder Erwachsene Nigerianer hat mindestens zwei Mobiltelefone mit vier SIM-Karten", schrieb die nigerianische Tageszeitung This Daily im April. Laut dem Bericht [3] ist es in dem Land üblich, bei Verlust einer SIM-Karte einfach eine neue Telefonnummer zu lösen und Kontaktpersonen darüber zu informieren. Das ist wesentlich einfacher und flotter, als den legitimen Besitz der bisherigen Rufnummer nachzuweisen.
(ds [4])
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[1] https://arcep.tg/le-nombre-de-cartes-sim-par-personne-limite/
[2] https://www.heise.de/thema/SIM_Karte
[3] https://www.thisdaylive.com/index.php/2021/04/22/lifting-ban-on-new-sim-card-sales/
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