Tulip verkauft Commodore-Markenrechte an Yeahronimo

Unter dem Label, das mit C64 und Amiga zur Legende geworden ist, soll weltweit Unterhaltungssoftware vetrieben werden.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Laut eigenen Angaben haben die Unternehmen Tulip Computers NV und Yeahronimo Media Ventures Inc. einen Letter Of Intent (LOI) unterzeichnet: Gemäß dem LOI soll die bislang zur niederländischen Tulip gehörende Commodore International BV für 24 Millionen Euro an Yeahronimo veräußert werden. Die erst im Juli 2004 gegründeten Yeahronimo Media Ventures mit Sitz in Beverly Hills vertreiben derzeit digitale Musikdateien. Unter der Marke Commodore sollen weltweit Entertainment-Produkte vermarktet werden. Vor einem endgültigen Kaufvertrag steht nach Angaben von Tulip eine Prüfung von Buchhaltung und Anlagevermögen der Commodore BV, die in den kommenden Wochen durchgeführt werden soll. Der Verkaufspreis von 24 Millionen Euro sei teilweise abhängig von den künftigen Einnahmen von Commodore; dieser Gesamtbetrag solle in Teilzahlungen bis spätestens Ende Oktober 2010 beglichen sein. Für das Geschäftsjahr 2004 rechnet Tulip mit rund 4 Millionen Euro Einnahmen aus dem Commodore-Deal. Durch den Verkauf wollen sich die Holländer nach eigenen Angaben auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

Mit Inkrafttreten der Übernahme erhalte Yeahronimo von Tulip alle Rechte an der Nutzung der Marke Commodore -- einschließlich der gegenwärtigen Produktpalette und Partnerschaften von Commodore. Derzeit bietet das Unternehmen unter dem Namen Mpet digitale Musik- und als Fpet USB-Speicher an. In den USA ist seit November die Spielkonsole C64 Direct-to-TV erhältlich, auf der dreißig Spiele im Stil des ursprünglichen C64 installiert sind. Der 1982 vorgestellte Heimcomputer gilt als einer der Meilensteine in der Entwicklung des Personal Computing und erfreut sich -- einer treuen Fangemeinde, die sich um Computer-Legenden wie den "Volkscomputer" VC-20, C64 und den Amiga auf privaten Websites wie der Commodore Amiga Information Source versammelt haben. Selbst ein Webbrowser wurde noch 2003 für das Gerät entwickelt, das keine Festplatte besitzt und über einen Arbeitsspeicher von gerade einmal 64 Kilobyte verfügt.

Zugleich erinnern die klangvollen Namen an die wirtschaftliche Blüte in der wechselvollen Geschichte von Commodore, die der Noch-Eigentümer Tulip selbst auf seiner Website in einem historischen Abriss zusammenfasst. Eine Fanseite ruft auch die Rolle von CBM/Commodore als wichtigem Arbeitgeber in Deutschland in Erinnerung.

Von Image und Bekannheitsgrad der Namen von Rechnern einer fern erscheinenden Epoche können andere Marketingstrategen nur träumen -- so schätzte Tulip 2003, dass es weltweit immer noch rund sechs Millionen treuer Commodore-Anwender gibt: 300 kommerzielle Websites würden die Bezeichnungen "Commmodore" oder "Commodore 64" einsetzen -- jedoch ohne Lizenz. Gegen die nicht autorisierte Verwendung der Markennamen wollen sowohl Tulip als auch der designierte Neueigentümer Yeahronimo vorgehen. In Medienberichten wird außerdem -- wieder einmal -- über eine Wiederbelebung der Namen für aktuelle Computer spekuliert. (ssu)