Twitter: Blauer Haken und Abo-Vorteile künftig für 8 US-Dollar im Monat

Elon Musk will, dass Twitter rasch weniger Geld ausgibt und mehr einnimmt. So soll der blaue Haken neben dem Kontonamen künftig 8 US-Dollar im Monat kosten.

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(Bild: FellowNeko/Shutterstock.com)

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Nutzerinnen und Nutzer von Twitter sollen für 8 US-Dollar im Monat nicht nur den bislang verifizierten Konten vorbehaltenen blauen Haken bekommen, ihre Tweets sollen auch bevorzugt behandelt werden. Außerdem soll man dafür halb so viel Werbung zu sehen bekommen, lange Videos und Audioinhalte auf der Plattform veröffentlichten und wenn möglich sogar Paywalls von Medien umgehen können. Das jedenfalls hat der neue Twitter-Chef Elon Musk jetzt erklärt und damit erste Monetarisierungspläne konkretisiert. Zuvor war berichtet worden, dass der blaue Haken nur noch für eine Monatsgebühr von 20 US-Dollar vergeben wird und die Reaktionen darauf waren einhellig negativ.

In seinen Ausführungen zu den Plänen nannte Musk das bisherige System für die blauen Haken auf Twitter eines, welches aus "Fürsten und Bauern" bestehe. Das sei Schwachsinn. Gleichzeitig versichert er, dass "Personen des öffentlichen Lebens" künftig gesondert als solche gekennzeichnet werden. So wie es für Politiker und Politikerinnen bereits Praxis ist. Damit wird der blaue Haken ein Zeichen dafür, dass man für den Dienst bezahlt, die Verifizierung würde geändert.

Musk will den Haken und andere Vorteile in das bestehende Abo "Twitter Blue" integrieren, das bislang Lesezeichen, einen besonderen Lesemodus sowie die Möglichkeit zur Tweetkorrektur umfasst. Es ist bislang aber nur in Kanada und den USA verfügbar. Kritik an den Plänen wird aktuell vor allem damit begründet, dass Musk aus Twitter den Ort für Debatten im Internet machen will und ein kostenpflichtiges Abo mit mehr Sichtbarkeit dem im Wege stehen dürfte. Auch ist fraglich, ob so dem Spam-Problem Einhalt geboten werden kann.

Trotz aller Probleme mit bestätigten Accounts haben die verifizierten Konten bislang auch dabei geholfen, sicherzustellen, dass ein Konto tatsächlich der angegebenen Person gehört. Dass viele davon aber nicht dafür bezahlen wollen, hatte unter anderem der US-Autor Stephen King deutlich gemacht, woraufhin Musk mit ihm verhandeln wollte.

Der US-Journalist Ben Smith hat noch gemutmaßt, dass es sogar als peinlich angesehen werden könnte, wenn der Haken publik macht, dass man für Twitter und damit an Elon Musk Geld zahlt. Außerdem wird die behauptete Zweiteilung auf der Plattform durch das ausgebaute Abo vergrößert und nicht verkleinert.

Musk hatte die Pläne für das ausgebaute und teurere Abo vorher damit begründet, dass Twitter nicht alleine von Werbung abhängig bleiben könne: "Wir müssen die Rechnungen irgendwie bezahlen", hatte er getwittert. Im Zuge der milliardenschweren Übernahme hat er dem Unternehmen einen Teil der Kosten als Schulden aufgebürdet – insgesamt etwa 13 Milliarden US-Dollar, schreibt die New York Times. Habe Twitter im vergangenen Jahr ungefähr 50 Millionen US-Dollar an Zinsen bezahlen müssen, würden daraus nun jährlich eine Milliarde US-Dollar. So viel Geld nimmt Twitter bislang nicht einmal insgesamt ein. Twitter nehme also weniger Geld ein, als das Unternehmen Kreditgebern jetzt schuldet.

Intern macht Musk Medienberichten zufolge immensen Druck, die Monetarisierungspläne schnell umzusetzen. Gleichzeitig verlassen weiterhin viele Führungspersonen das Unternehmen. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge haben unter anderem die Verantwortlichen für Werbung und fürs Marketing jetzt auch Twitter verlassen. Intern gebe es bezüglich der Zukunft weiterhin viel Unklarheit.

Eine für Mittwoch angesetzte Besprechung mit allen Angestellten sei abgesagt worden, eine ähnliche Veranstaltung war schon vergangene Woche ausgefallen. Musk hat Dutzende Angestellte des Elektroautokonzerns Tesla abgezogen, die gegenwärtig bei Twitter die Firma und die Software überprüfen sollen, um zu ermitteln, wer entlassen werden kann.

(mho)