US-Geheimdienst hinkt der IT-Revolution hinterher

"Buchstäblich in Lichtgeschwindigkeit" vollziehe sich die "globale Telekommunikationsrevolution", beklagt NSA-Direktor Michael Hayden.

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Von
  • Florian Rötzer

Trotz der Vermutungen, die in der Öffentlichkeit vornehmlich über die Leistungskraft des Echelon-Systems zirkulieren, hört man vom US-Geheimdienst seit einiger Zeit immer wieder Klagen, dass er technisch zurückfalle. Nachdem die Kritik über die mangelnde Leistungsfähigkeit lauter geworden war, hatte Michael Hayden, der Direktor der National Security Agency (NSA), Ende 1999 nach einer Analyse des Geheimdienstes bereits die Maßnahme "100 Days of Change" eingeleitet. Damit sollten die Organisationsstruktur und die Informationssysteme so verbessert werden, dass die Behörde mit den schnellen Veränderungen in der Telekommunikation und Informationstechnologie wieder besser Schritt halten könne. Aber Einsparung und Effizienzsteigerung allein genügen offensichtlich nicht.

Inzwischen haben auch die Politiker die Notlage eingesehen. So kam das Permanent Select Committee on Intelligence am 2. Januar 2001 zu der generellen Einsicht, dass die Geheimdienste bei den Etatverhandlungen eine höhere Priorität genießen sollten. Weil es aber nicht schaden kann, warnte NSA-Direktor Michael Hayden in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS letzte Woche die Politiker, die neue Regierung und die Öffentlichkeit noch einmal: So wie die Dinge jetzt stünden, falle die NSA gegenüber dem Rest der Welt in Sachen neuer Computertechnologie zurück.

Noch verfüge die NSA über die größte Sammlung von Supercomputern. Aber seit dem Kalten Krieg hätten sich doch einige Veränderungen bei der Telekommunikation ergeben, vornehmlich die zunehmende Verwendung von Kryptographie und die sich verbreitenden Glasfaserkabel. Zudem mache allein die schiere Menge an Kommunikation mit einer Vielzahl von Geräten der NSA Schwierigkeiten: "Wir sind kurz davor, nicht mehr mit der globalen Telekommunikationsrevolution mithalten zu können." Es sind aber nicht nur die neuen Technologien, sondern auch die Veränderungen der neuen Zeit, die dem Geheimdienst zu schaffen machen: "In der vorangegangenen Weltordnung war unser primärer Feind die Sowjetunion. Technologisch mussten wir mit einem oligarchischen, ressourcenarmen, technisch unterlegenen, überbürokratisierten und langsamen Nationalstaat mithalten. Die Kommunikation unserer Gegner basiert heute auf dem Entwicklungszyklus einer globalen Industrie, die sich buchstäblich in Lichtgeschwindigkeit bewegt."

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