Starlink & Co.: Entwickelt Russland eine Atomwaffe gegen Satelliten?

US-Politiker warnen vor einem russischen Waffenprogramm, das angeblich Atombombenangriffe auf Satelliten vorsieht. Man müsse sich darauf jetzt vorbereiten.

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Die Erde aus demm All

(Bild: m.elyoussoufi/Shutterstock.com)

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Die US-Regierung hat das Parlament und Verbündete in Europa über russische Fortschritte bei der Entwicklung einer Atomwaffe für den Einsatz im Weltraum informiert. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf mehrere anonyme Quellen. Demnach geht es um eine Waffe, mit der Satelliten in großer Zahl ausgeschaltet werden können – unabhängig davon, ob es sich um zivile Kommunikationssatelliten, Erdbeobachtungssatelliten oder militärisches Gerät handelt. Noch sei die Waffe weit von einer Einsatzfähigkeit entfernt. Mehr Details gibt es nicht.

Publik wurden die angeblichen Pläne für neue Atomwaffentechnik, weil der republikanische Chef des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus die Biden-Administration zur Freigabe gedrängt hatte. "Ich verlange, dass Präsident Biden alle Informationen mit Bezug zu dieser Bedrohung freigibt, damit der Kongress, die Regierung und unsere Alliierten offen über notwendige Gegenmaßnahmen diskutieren können", zitiert ihn die New York Times. Das habe im Weißen Haus für Unmut gesorgt, weil dort die Sorge herrsche, dass man mit der Freigabe auch verrät, wie man an die Informationen gelangt ist. Die Abgeordneten hätten dann in einem sicheren Raum Zugang zu den Informationen bekommen.

Worum es bei der angeblichen Waffe geht, ist damit weiterhin unklar. In einem möglichen Szenario, das aber von US-Regierungsvertretern nicht bestätigt wurde, geht es um Massenkonstellationen wie das Satelliteninternet Starlink der US-Firma SpaceX. Das hat im Ukraine-Krieg seine enorme strategische Bedeutung unter Beweis gestellt, weswegen Militärs schon länger überlegen, wie es ausgeschaltet werden könnte. Weil dafür aber tausende Satelliten in den unterschiedlichsten Bahnen um die Erde kreisen, gibt es keinen einzelnen Angriffspunkt. Schon vor anderthalb Jahren war bekannt geworden, dass in China Angriffe auf Starlink mit einer Atombombe simuliert wurden. "Eine solche Waffe könnte eine Satellitenkonstellation wie die von Starlink beschädigen", meint Nuklear-Experte James Acton gegenüber NPR. Brian Weeden, Experte für Weltraumwaffen, hält es hingegen für wahrscheinlicher, dass die Russen einen Weltraumreaktor entwickeln, der als Energiequelle für andere Waffensysteme dienen könnte.

Der Transport von Atomwaffen in den Weltraum ist laut dem sogenannten Weltraumvertrag verboten, der ist bereits 1967 in Kraft getreten. Sowohl Russland als auch China haben ihn ratifiziert. Sollte Russland ihn tatsächlich aufkündigen, wäre das einer der letzten verbleibenden Rüstungskontrollverträge, denen sich Russland noch unterwirft. Eine mögliche Folge könnte ein neuer Rüstungswettlauf sein, wie ihn die Welt seit dem Ende des Kalten Kriegs nicht gesehen hat, schreibt die New York Times. Antisatellitenwaffen sind seit einer Weile wieder ein großes Thema der internationalen Politik, denn schon deren Tests können im Orbit zu umfangreichen Verwüstungen führen – mit weitreichenden Folgen für das Leben überall auf dem Globus.

(mho)