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US-Politiker sehen Sicherheit durch Einstieg von Huawei bei 3Com gefährdet

Sven-Olaf Suhl

Republikanische Politiker verlangen eine Untersuchung des Deals. Sie argwöhnen, dass die Chinesen trotz ihrer Minderheitsbeteiligung das Sagen bei 3Com und Einblick in 3Com-Technologie für das Pentagon erhalten.

Mehrere republikanische Mitglieder des US-Kongresses verlangen, den in der vergangenen Woche verkündeten Verkauf [1] des wirtschaftlich angeschlagenen Netzwerkausrüsters 3Com an ein US-Investmentunternehmen und die chinesische Huawei zum Gegenstand einer formellen Untersuchung durch das US-Finanzministerium zu machen, berichtet [2] die Washington Times.

Die Politiker äußerten die Befürchtung, dass Huawei künftig – seiner Minderheitsbeteiligung zum Trotz – die Geschicke von 3Com bestimmen wird und Einsicht in Technologien erhält, die 3Com an das Pentagon geliefert hat – zum Beispiel zum Schutz vor Spionage durch chinesisches Militär. Dass die Chinesen sich mit einem Anteil von 16,5 Prozent an 3Com begnügen wollen und die übrigen Anteile an das US-Investmentunternehmen Bain Capital gehen sollen, sehen die Politiker lediglich als Beruhigungspille für die US-Kontrollinstanzen, die die Firmenübernahme zunächst genehmigen müssen.

In einem Schreiben an US-Finanzminister Henry M. Paulson Jr. dringen zwei Mitglieder des Repräsentantenhauses auf eine Untersuchung des 3Com-Verkaufs durch das dem Finanzministerium unterstellte "Committee on Foreign Investment in the United States" (CFIUS [3]). Ihrer Meinung nach pflegt die Huawei enge Geschäftsbeziehungen zur Volksbefreiungsarmee.

Zwar weist die chinesische Regierung hartnäckig Vorwürfe zurück [4], dass die Volksbefreiungsarmee Computer des Pentagon angegriffen habe, doch wird China unterstellt, auch in anderen Staaten sicherheitskritische IT-Infrastrukturen zu attackieren. So wird der Volksbefreiungsarmee auch vorgeworfen, in den vergangen Monaten PCs der Bundesregierung infiziert [5] zu haben – der weltweite "Cyber-Krieg" [6] ist längst im Gang.

Der republikanische Senators Jeff Sessions aus Alabama hält den 3Com-Deal gar für alarmierender als die – im Jahr 2006 letztlich gescheiterte – Übernahme [7] von sechs großen US-Hafenbetrieben durch DP World, ein von Dubai und den Vereinigten Arabischen Emiraten gehaltenes Unternehmen. Zunächst hatten US-Kontrollgremien, darunter das CFIUS, die Übernahme genehmigt, bevor diese zum Gegenstand einer heftigen politische Kontroverse in den USA wurde.

Aus Furcht vor chinesischer Spionage hatte im Mai 2006 das US-Außenministerium die Nutzung von Lenovo-Computern eingeschränkt [8], zuvor hatte das chinesische Unternehmen die PC-Sparte von IBM übernommen [9]. Jüngst hatten Meldungen über eine mögliche Übernahme von Festplattenhersteller Seagate durch ein chinesisches Unternehmen für gehörige Aufregung in der US-Regierung [10] gesorgt. (ssu [11])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-181847

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/3Com-soll-an-US-Investmentfirma-und-Huawei-verkauft-werden-180480.html
[2] http://washingtontimes.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20071004/NATION/110040081/1001
[3] http://www.treas.gov/offices/international-affairs/exon-florio/
[4] https://www.heise.de/news/China-weist-Vorwuerfe-ueber-Cyber-Attacken-auf-Pentagon-Computer-zurueck-171120.html
[5] https://www.heise.de/news/China-spaeht-angeblich-PCs-des-Bundeskanzleramtes-aus-167017.html
[6] https://www.heise.de/news/Cyber-Krieg-in-vollem-Gange-171952.html
[7] http://en.wikipedia.org/wiki/Dubai_Ports_World
[8] https://www.heise.de/news/US-Aussenministerium-schraenkt-Nutzung-von-Lenovo-Computern-ein-126222.html
[9] https://www.heise.de/news/Lenovo-schliesst-uebernahme-von-IBMs-PC-Sparte-ab-157890.html
[10] https://www.heise.de/news/Seagate-Chef-Die-US-Regierung-flippt-aus-167077.html
[11] mailto:ssu@ct.de