US-Regierung kündigt Konsultation über Internet-Verwaltung an

Die National Telecommunication and Information Administration des US-Handelsministeriums ruft Regierungen, Privatwirtschaft und Nutzergruppen dazu auf, ihre Meinung über die Arbeit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers abzugeben.

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Von
  • Monika Ermert

Die National Telecommunication and Information Administration (NTIA) des US-amerikanischen Handelsministeriums lädt Regierungen, Privatwirtschaft und Nutzergruppen ein, sich an einer Konsultation zur Arbeit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) zu beteiligen. Bei der offiziellen Eröffnung der 30. ICANN-Tagung sagte NTIA-Chef John Kneuer: "Es ist wichtig, allen Interessierten die Möglichkeit zu geben, ihre Meinung über die ICANN zur Halbzeit des Joint Project Agreement zu äußern." Im Joint Project Agreement (JPA, PDF-Datei) wird die ICANN an die US-Regierung gebunden. Er hatte am 30. September 2006 das so genannte Memorandum of Understanding abgelöst, sieht zehn organisatorische und inhaltliche Ziele für die ICANN sowie die gestern angekündigte Halbzeit-Evaluierung vor.

Kommentare zur Arbeit der ICANN will die NTIA laut Kneuer voraussichtlich bis 15. Februar entgegennehmen. Für März ist eine mündliche Anhörung geplant. Details werden in den kommenden Wochen auf der Webseite der NTIA veröffentlicht. Kneuer bezeichnete die Evaluierung als weiteren Schritt auf dem Weg zur Herauslösung des DNS-Managements aus dem öffentlichen Sektor. ICANN-Präsident und -CEO Paul Twomey begrüßt die von der NTIA angekündigte Anhörung. Er forderte die ICANN-Öffentlichkeit zu einem klaren Bekenntnis für die Organisation auf: "Wenn Sie an den Wert eines einheitlichen, interoperablen Internets und an die Vertretung aller Interessen durch die jeweiligen Gruppen bei dessen Betrieb glauben, wenn Sie an Verfahren glauben, bei denen die Basis die Spielregeln bestimmt, dann ist das Ihre Chance, das jetzt zu sagen."

Der Zeitpunkt der Kneuer-Ankündigung dürfte mit Bedacht gewählt sein. In zwei Wochen startet das zweite Internet Governance Forum (IGF), auf dem wohl der alte Streit um das Management kritischer Internet-Ressourcen fortgeführt wird. Gegen den Willen der USA und unter anderem auf die Initiative von Gastgeber Brasilien hin hatte sich die IGF entschlossen, dem Thema das erste Plenum zu widmen. Bei der ersten IGF wurde es aus Furcht vor einer Neuauflage der hitzigen Debatte beim Weltgipfel der Inforamtionsgesellschaft (WSIS) über die Internationalisierung der DNS- und Internet-Aufsicht noch ausgeklammert. Bislang behalten sich die USA die letztendliche Aufsicht über die ICANN und das DNS im Internet noch vor. Kneuers Ankündigung kann auch als Versuch interpretiert werden, der bestehenden Kritik an der einseitigen ICANN- und DNS-Aufsicht durch die US-Regierung die Spitze zu nehmen.

2006 habe die Behörde über 700 Stellnungnahmen zur ICANN erhalten, sagte Kneuer gegenüber heise online. Dabei habe sich eine breite Unterstützung für die Übergabe der Aufgabe an den Privatsektor gezeigt. Gleichzeitig sei gefordert worden, dass die Rechenschaftspflicht und Transparenz der ICANN weiter institutionalisiert wird. Derzeit werden die verschiedenen Selbstverwaltungsgremien der ICANN durchleuchtet, wie es das JPA vorsieht. (Monika Ermert) / (anw)