USA: Dritter Whistleblower nach Leak an The Intercept festgenommen

Ein Mann hat offenbar geheime US-Dokumente an The Intercept gegeben, wo sie veröffentlicht wurden. Nun wurde er wohl enttarnt. Es ist nicht der erste Fall.

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USA: Dritter Whistleblower nach Leak an The Intercept festgenommen

(Bild: U.S. Air Force)

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Die US-Regierung hat erneut einen Whistleblower angeklagt, der geheime Informationen an Journalisten weitergegeben haben soll – in dem Fall zum US-Drohnenkrieg. Informationen der US-Regierung anlässlich der Klageerhebung legen nahe, dass es sich einmal mehr um eine Quelle des Onlinemagazins The Intercept handelt. Es wäre die dritte aufgeflogene Quelle der Website des Snowden-Vertrauten Glenn Greenwald – die beiden anderen wurden bereits zu mehrjährigen Haftstrafen wegen Geheimnisverrats verurteilt. Im jüngsten Fall nun geht es um Dokumente, die The Intercept in der Serie "The Drone Papers" veröffentlichte.

Aus der Klageerhebung der US-Regierung vor einem US-Bezirksgericht in Alexandria (Virginia) geht hervor, dass es sich bei dem Angeklagten um einen 31-jährigen Mann handelt. Er wurde demnach am Donnerstag in Tennessee festgenommen und einem Richter vorgeführt. Der Mann diente demnach von 2009 bis 2013 in den Luftstreitkräften der USA und arbeitete für den US-Geheimdienst NSA in Afghanistan. Im April 2013 soll er Kontakt zu einem Journalisten aufgenommen haben und sich danach mehrfach mit ihm getroffen haben. Dann habe er geheime Dokumente ausgedruckt, die später in der Publikation des Reporters erschienen.

Aus den Zeitangaben der Treffen mit dem Reporter und eines Zitats, wonach dieser bei der Oscar-Verleihung zugegen war, lässt sich schließen, dass es sich um Jeremy Scahill handeln dürfte. Der berichtet seit Jahren über den vielfach kritisierten und völkerrechtlich mindestens umstrittenen Drohnenkrieg der USA. Auf The Intercept veröffentlichte er auch eine Reihe von Dokumenten dazu, offenbar auch jene, die der nun Festgenommene ursprünglich ausgedruckt hat. Die Verbindung könnten die Ermittler durch leicht zu übersehende Markierungen auf Ausdrucken hergestellt haben. Die wurden mutmaßlich schon einer anderen Quelle von The Intercept zum Verhängnis.

Im aktuellen Fall gibt es aber offenbar noch andere Umstände, die die Ermittler auf ihre Spur geführt haben. So soll der Verdächtige Ende April 2013 eine Lesung Scahills besucht und am folgenden Tag von seinem Dienstrechner aus Informationen über den Reporter gesucht haben. Einem Freund – und nun mutmaßlichem Zeugen – habe er danach von seiner Kontaktaufnahme zu dem Reporter berichtet. Am 8. Juni – an dem Tag, an dem Edward Snowden an die Öffentlichkeit trat – saß der mutmaßliche Whistleblower bei einer Lesung offenbar sogar mit Jeremy Scahill auf einer Bühne in Washington.

In einer Stellungnahme zu dem wohl dritten Fall einer Enttarnung einer Quelle von The Intercept kommentiert Chefredakteurin Betsy Reed den konkreten Fall nicht. Sie verweist aber darauf, dass die Dokumente, die die US-Regierung unter Verschluss halten will, einen geheimen Prozess beleuchteten, in dem es darum geht Menschen in aller Welt ins Visier zu nehmen und mit Drohnen zu töten, ohne dass darüber Rechenschaft abgelegt werden müsse. Der mutmaßliche Whistleblower müsse nun bis zu 50 Jahren Gefängnis befürchten. Bei ihrem harten Vorgehen gegen Whistleblower folge die Trump-Regierung der Politik der Obama-Ägide. (mho)