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Ubuntu 13.10 setzt standardmäßig auf Display-Server Mir

Thorsten Leemhuis

Schon Ubuntu 13.10 soll Mir einsetzen und Desktops mit Hilfe eines zwischengeschalteten X-Server darstellen. Ab 14.04 müssen die Grafiktreiber Mir-Unterstützung bieten, weil ein Fallback-Modus dort entfällt.

Beim für den Herbst geplanten Ubuntu 13.10 soll sich standardmäßig nicht mehr der X-Server von X.org, sondern der System Compositor Mir [1] um die Grafikausgabe kümmern; auf Mir soll dann ein X-Server aufsetzen, auf dem dann das derzeit in Ubuntu standardmäßig verwendete Unity 7 seine Desktop-Oberfläche zeigt. Dieses Szenario bezeichnet Canonical als XMir und soll bei Systemen genutzt werden, für die es Mir-kompatible Grafiktreiber gibt; das sind im wesentlichen die von Linux-Kernel- und Mesa-3D-Treibern unterstützten Grafikkerne von AMD, Intel und Nvidia und somit das Gros der aktuellen und in den letzten Jahren gefertigten Grafikhardware. Bei Grafiktreibern ohne Mir-Unterstützung wird Mir nicht aktiv und der X-Server übernimmt; dieser Fallback ist unter anderem für die proprietären Linux-Grafiktreiber von AMD und Nvidia vorgesehen, die bislang nicht mit Mir zusammenarbeiten.

Diese Details gehen aus einer Mailinglisten-Post [2] und einem begleitenden Blog-Eintrag [3] hervor. Sie erläutern ferner, dass Xmir auch bei Ubuntu 14.04 LTS genutzt werden soll. Den Fallback soll dieser Version nicht mehr bieten – die Entwickler sind optimistisch, dass alle relevanten Treiber bis dahin mit Mir zusammenarbeiten. In Ubuntu 14.10 soll dann der "Mir stack" zum Standard werden, bei dem dann standardmäßig Unity 8 [4] direkt und ohne zwischengeschalteten X-Server auf Mir laufen soll; mit einem "rootless" laufenden X-Server sollen X-Anwendungen in diesem Szenario im Fenster laufen können.

Unter XMir sollen auch andere Desktop-Umgebungen ohne jegliche Codeänderungen laufen können, wie die Canonical-Entwickler in einem Video demonstrieren. Die Pläne vom Mir-Einsatz seien vom Ubuntu Community Council sowie den Räten und Entwicklungsleitern der offiziellen Ubuntu-Varianten abgesegnet worden. Ob Xubuntu und andere Varianten auf XMir setzen werden muss sich noch zeigen. Bei Kubuntu wird es wohl nicht der Fall sein, denn einer der wichtigsten Kubuntu-Entwickler hatte erst am Mittoch – also etwas mehr als einen Tag vor der Verkündung der oben beschriebenen Pläne zu Mir und XMir – erklärt, Kubuntu werde nicht auf Mir oder XMir umsteigen [5]. Interessierte, die schon jetzt mit Mir und Xmir experimentieren wollen, finden eine Anleitung mit Links zu einem PPA mit allen benötigten Komponenten im Blog von Olli Ries [6].

(thl [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1902298

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Ubuntu-Mir-statt-Wayland-und-Unity-zukuenftig-mit-Qt-1816015.html
[2] https://lists.ubuntu.com/archives/ubuntu-devel/2013-June/037401.html
[3] http://fridge.ubuntu.com/2013/06/27/mir-plans-in-13-10/
[4] https://www.heise.de/news/Ubuntu-Mir-statt-Wayland-und-Unity-zukuenftig-mit-Qt-1816015.html
[5] https://www.heise.de/news/Kubuntu-will-Mir-meiden-und-auf-Wayland-wechseln-1897640.html
[6] http://www.olli-ries.com/running-mir/
[7] mailto:thl@ct.de