Ukraine-Krieg: Internet in Oblast Cherson wird nun über Russland geroutet

Seit Wochen haben russische Truppen die Oblast Cherson nördlich der Halbinsel Krim besetzt. Nun wird offenbar die Abkapselung von der Ukraine vorangetrieben.

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(Bild: Tomas Ragina/Shutterstock.com)

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Die russischen Besatzer haben damit begonnen, das Internet im Oblast Cherson im Süden der Ukraine über russische Infrastruktur zu routen. Das hat die Monitoring-Organisation Netblocks festgestellt, die bereits am Wochenende bekannt gemacht hatte, dass in der Region das Internet weitestgehend gekappt worden war.

Nachdem jetzt wieder eine Verbindung hergestellt werden konnte, sind demnach die Änderungen an der zugrunde liegenden Infrastruktur sichtbar geworden. Der ukrainische Provider Khersontelecom beispielsweise routet demnach seit dem gestrigen Montag nicht mehr über die Ukraine, sondern über die russische Rostelecom.

Während russische Truppen im Norden der Ukraine und vor allem um die Hauptstadt Kiew in den Wochen nach Beginn des Angriffs zurückgeschlagen wurden und sich inzwischen von dort zurückgezogen haben, konnten sie im Süden große Geländegewinne erzielen. Erst am Wochenende hatte das britische Verteidigungsministerium erläutert, dass Russland versuchen würde, die Kontrolle in und um Cherson zu legitimieren. Dazu könnte eine prorussische Verwaltung eingerichtet werden, außerdem solle die gültige Währung gewechselt werden. So soll der russische Rubel als gültig anerkannt werden. Der Wechsel beim Internetrouting scheint diese Einschätzung zu bestätigen.

Vor Kriegsbeginn lebten in der Oblast Cherson etwa eine Million Menschen, etwa ein Drittel davon in der gleichnamigen Hauptstadt. Wie viele aus dem Gebiet geflohen sind, ist unbekannt, dem Spiegel zufolge sind etwa 60 Prozent der Einwohner und Einwohnerinnen der Stadt Cherson weiterhin dort. Wenn sie jetzt nur noch über Russland ins Internet können, bedeutet das unter anderem, dass sie von den verschärften Zensurbestimmungen des Landes betroffen sind. Zudem wird die Überwachung der Internetaktivitäten in der Region für Russland deutlich vereinfacht.

(mho)