Unerwarteter Spam-Erfolg

Einige Werbe-E-Mails bescherten dem Moskauer American Language Center 1000 Telefonanrufe des Spam-Opfers Andrei Korotkov an einem einzigen Vormittag.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Einige Werbe-E-Mails bescherten dem Moskauer American Language Center 1000 Telefonanrufe des Spam-Opfers Andrei Korotkov an einem einzigen Vormittag. Das Pikante an der Geschichte: Korotkov ist der stellvertretende russische Telekommunikationsminister, der nach über 40 unerwünschten Einladungen, einen Sprachkurs des Instituts zu buchen, Gegenmaßnahmen für angebracht hielt. Zunächst schrieb der Beamte eine freundliche Mail an das Institut, man möge doch bitte mit dem Spam aufhören, er brauche keine Sprachschulungen. Doch diese Äußerung blieb nicht nur den erhofften Erfolg schuldig, sondern verschaffte dem Absender auch noch den namentlichen Einzug in weiteren Spam-Listen, also noch mehr Reklamemüll.

"Die wollten mit uns scherzen, also beschlossen wir, mit ihnen zu scherzen" lautet Korotkovs lakonische Schlussfolgerung aus dieser Erfahrung. Er holte sich Rat bei der russischen Group Against Harmful Programs, einer Virenschutz-Initiative, der auch namhafte russische Internet-Serviceprovider angehören. Mit Hilfe der Aktivisten setzte Korotkov ein automatisches Anrufsystem auf, das die Anschlüsse des Spamversenders mit aufgezeichneten Gardinenpredigten blockierte. "Ich möchte Sie warnen, dass, wenn Sie Ihre illegalen Aktivitäten fortsetzen, die nötigen Gegenmaßnahmen nicht nur von mir erfolgen werden." Nach dem Hinweis auf dessen Identität und Autorität drohte die Stimme des Ministers weiter, er werde den Spammern das Leben schwer machen und verhindern, dass sie weiterhin harmlosen E-Mail-Benutzern im Wege stünden.

Die Telefonaktion blockierte das American Language Center einen Vormittag lang, bis die dortigen Techniker ein Mittel gegen die Anruftirade fanden -- auch wenn sie damit ihre eigenen Kommunikationswege unterbrachen. Doch letztlich muss man die Maßnahme wohl als staatliche Verzweiflungstat bewerten: Korotkov räumte gegenüber der Moscow Times selbst ein, er sei mit seinen Äußerungen bewusst vage geblieben. Es gebe nämlich gar kein Gesetz gegen Spam. Was er getan hätte, sei kein sehr wirksamer Weg zur Spambekämpfung, aber es habe wenigstens Aufmerksamkeit auf das Problem gelenkt. Zur Routine-Reaktion will er seine Anruf-Welle nicht erheben. (hps)