Uni in China: Überwachungstechnik von Hikvision soll fastende Studierende finden

Vor Monaten wurde an einer chinesischen Hochschule die Einrichtung eines Überwachungssystems gefeiert. Nun wird bekannt, was das alles können soll.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 205 Kommentare lesen
Überwachungskamera von Hikvision

(Bild: Karolis Kavolelis/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Hikvision hat im vergangenen Jahr eine Hochschule in China mit Überwachungstechnik ausgerüstet, die Verantwortliche automatisch alarmieren soll, wenn Studierende beim Fasten ertappt werden. Das hat die Forschungsfirma IPVM (Internet Protocol Video Market) ermittelt und ergänzt, dass der "Smart Campus" nicht nur die Essgewohnheiten, sondern auch die Bibliotheksnutzung und Reiseziele von Studierenden überwachen sollte. Der chinesische Hersteller von Überwachungskameras hat dem Bericht widersprochen und behauptet, die "vorgeworfenen Funktionen" seien nicht umgesetzt worden, ohne dafür aber Beweise zu liefern. IPVM hat aber mehrere Meldungen zu dem System gefunden, in denen nie von derartigen Änderungen die Rede war.

Die Überwachungstechnik, um die es geht, wurde an der Minjiang-Hochschule (闽江学院) in der chinesischen Hafenstadt Fuzhou angefordert. IPVM hat die mehr als 600 Seiten lange Ausschreibung veröffentlicht und erklärt, dass darin eine umfangreiche Überwachung von Studierenden eingefordert wird, die einer ethnischen Minderheit angehören. Damit sollte die "Entscheidungsfindung" der Hochschulleitung erleichtert werden. Automatische Benachrichtigungen, wenn anhand der Essgewohnheiten die Einhaltung eines Fastenmonats erkannt wurde, würden zeigen, dass die Person muslimisch ist. Auch "tägliche Verhaltensweisen" etwa zu ausgeliehenen Büchern sollten verfolgt werden. Die Nutzung des Reisepasses müsse ebenfalls überwacht werden, hieß es.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, hat Hikvision auf der eigenen LinkedIn-Seite behauptet, dass nach dem Gewinn der Ausschreibung gemeinsam mit der Hochschule Anforderungen besprochen worden seien, die "allgemeinen Prinzipien der Menschenrechte" widersprechen. Sie seien deshalb entfernt worden. Dafür gibt es aber keinen Beleg. IPVM verweist darauf, dass die Funktionen Teil der offiziellen Ausschreibung waren und zu keiner Zeit darauf hingewiesen worden sei, dass sie entfernt wurden.

Für Hikvision ist es nicht das erste Mal, dass Vorwürfe laut werden, das Unternehmen komme den sehr weitreichenden Überwachungswünschen der Volksrepublik zu bereitwillig nach. Die gezielte Suche nach und Überwachung von muslimischen Studierenden an der Hochschule in Fuzhou passt zu den seit Jahren erhobenen Vorwürfen, dass China die muslimische Minderheit der Uiguren in der Provinz Xinjiang unterdrückt. In der westchinesischen autonomen Region geht die Volksrepublik seit Jahren massiv gegen das muslimische Volk vor, Hunderttausende sind in sogenannten "Umerziehungslagern" eingesperrt, andere müssen für chinesische Unternehmen arbeiten. Teilweise ist von einem Völkermord die Rede. Immer wieder gibt es dabei auch Berichte über westliche Unternehmen, denen vorgeworfen wird, von dem Vorgehen zu profitieren, oder es zumindest zu ignorieren, um die eigenen Geschäfte nicht zu stören.

(mho)