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Unterstützung für Dateisystem ZFS jetzt in Debian Contrib

Thorsten Leemhuis
ZFS-Dateisystem-Unterstützung jetzt in Debian Contrib

(Bild: zfsonlinux.org)

Die Debian-Macher unterstützen jetzt auch das ZFS-Dateisystem. Aufgrund einer Lizenzproblematik allerdings nicht in der Distribution selbst, sondern über Pakete im optionalen Paket-Repository "Contrib".

Das Debian-Projekt bietet seit kurzem ZFS-Unterstützung für den Testing- und Unstable-Zweig seiner Linux-Distribution an. Das Kernel-Modul, das zur Verwendung des für Solaris entwickelten Dateisystems erforderlich ist, wird allerdings nicht vorkompiliert ausgeliefert, sondern auf dem jeweiligen System dynamisch per DKMS (Dynamic Kernel Module Support) erzeugt. Das DKMS-Paket mit dem Quellcode zum ZFS-Support ist zudem kein direkter Bestandteil von Debian GNU/Linux, sondern über Pakete im optionalen Repository "Contrib" erhältlich.

Normalerweise liegen in Contrib Pakete [1], die unter einer für Debian akzeptablen Open-Source-Lizenz stehen, aber zur Funktion weitere Software (beispielsweise proprietäre) benötigen, die Debian fehlt. Für die DKMS-ZFS-Pakete wurde Contrib gewählt, um Dritte davor zu schützen, unbeabsichtigt in eine Lizenzfalle zu tappen.

Mit diesem Ansatz [2] vermeidet Debian GNU/Linux die Lizenzproblematik, wie es sie bei Ubuntu 16.04 gibt, dessen ZFS-Support womöglich gegen Nutzungs- und Vertriebslizenzen verstößt. Streitpunkt ist die Kombinierbarkeit des unter der GPLv2 stehenden Linux-Kernels mit der bei Debian und Ubuntu eingesetzten ZFS-Implementation von ZFS on Linux [3], die unter der CDDL stehenden Code enthält.

Der Vertrieb einer direkten Kombination von aus GPLv2- und CDDL-Code erzeugtem Binärcode verstößt allerdings womöglich gegen eine oder beide der Lizenzen; Details hierzu gibt es in den heise open-Meldungen "Diskussionen über ZFS-Dateisystem in Linux-Distribution Ubuntu 16.04 LTS [4]" und "Juristen uneins bei ZFS-Lizenzproblematik in Ubuntu 16.04 LTS [5]". Der bei Debian gewählte Weg vermeidet die Lizenzproblematik, denn dort erfolgt die Kombination erst beim Anwender, daher greifen die Bestimmungen zum Vertrieb von mit GPLv2-Code erzeugter Software nicht.

Der Nachteil des nach jahrelangen Bemühungen jetzt [6] akzeptierten ZFS-Pakete mit dem DKMS-Verfahren [7]: Das dynamische Erzeugen kostet ein wenig Zeit und birgt eine kleine Gefahr, dass der Bau der Kernel-Module scheitert. Das kann passieren, wenn sich der Compiler an irgendwas stört oder die Entwicklerdateien des gerade verwendeten Kernels fehlen.

Eine andere Stolperfalle: Das dynamisch erzeugte Modul muss in das vom Boot-Loader geladene Initramfs, sofern ein ZFS-Volume bereits früh in der Boot-Prozess benötigt wird; das ist etwa der Fall, wenn ein ZFS-Volume als Root-Dateisystem dienen soll. Die Debian-Entwickler haben allerdings einige Maßnahmen ergriffen, damit die zur ZFS-Unterstützung benötigten Module leicht in das lokale Initramfs einfließen können. (thl [8])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3209735

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.debian.org/doc/debian-policy/ch-archive.html#s-contrib
[2] https://bits.debian.org/2016/05/what-does-it-mean-that-zfs-is-in-debian.html
[3] http://zfsonlinux.org/
[4] https://www.heise.de/news/Diskussionen-ueber-ZFS-Dateisystem-in-Linux-Distribution-Ubuntu-16-04-LTS-3111940.html
[5] https://www.heise.de/news/Juristen-uneins-bei-ZFS-Lizenzproblematik-in-Ubuntu-16-04-LTS-3120072.html
[6] https://bugs.debian.org/cgi-bin/bugreport.cgi?bug=%23686447
[7] https://packages.debian.org/source/zfs-linux
[8] mailto:thl@ct.de