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VIA-Chipsatz beschädigt Daten

Jörg Wirtgen

In der VIA-Soutbridge 82C686B steckt ein Bug, der zu fehlerhaften Festplatten-Transfers führen kann.

In der VIA-Soutbridge 82C686B steckt ein Fehler, der zu fehlerhaften Festplatten-Transfers führen kann. Der Fehler tritt in Erscheinung, wenn während hoher Last auf dem PCI-Bus große Datenmengen vom ersten zum zweiten IDE-Kanal wandern. Der Chipsatzhersteller VIA bestätigt diesen Fehler mittlerweile offiziell. Demnach seien nicht alle Mainboards betroffen, zudem sei der Fehler mit einem BIOS-Update zu umgehen. Auf via-cyrix.de [1] soll in Kürze eine Liste mit den betroffenen Mainboards und BIOS-Updates erscheinen.

Laut VIA tritt der Fehler nur beim KT133A-Chipsatz (für AMD Athlon und Duron) auf, doch die Southbridge 686B ist auch auf Mainboards mit den Northbridges VIA 694X (für Intel-Prozessoren), VIA KT133 und AMD-760 (beide für AMD-Prozessoren) zu finden. Nicht betroffen scheinen Boards mit anderen VIA-Southbridges wie dem 686A, VT8231 oder VT8233; ebensowenig sind Fehler in anderen Chipsätzen wie dem Ali Magik 1 bekannt. Die Southbridge 686B ist als PCI-Device an die Northbridge angebunden und enthält zwei IDE-Kanäle, Hardware-Monitoring, komplette Super-I/O-Funktion inklusive vier USB-Ports sowie AC97-Soundfähigkeiten.

Zuerst hatte die Hardware-Seite Au-Ja [2] diesen Fehler entdeckt und veröffentlicht [3]. Dort findet sich auch ein Testverfahren, mit dem Anwender untersuchen können, ob sie betroffen sind.

Im c't-Labor ließ sich der Fehler nachstellen: An die beiden IDE-Kanäle der Soutbridge waren je eine Festplatte angeschlossen; ein Kopiervorgang übertrug große Dateien von der ersten auf die zweite Platte. Die Last auf dem PCI erzeugte das Abspielen einer MP3-Datei über eine Soundblaster-Karte (Soundblaster Live! 1024 Value). Schon nach wenigen Gigabyte Transferleistung traten Übertragungsfehler auf, die sich in zerstörten Dateien oder Systemabstürzen äußerten. Ein Herunterschalten der Festplatten auf Ultra-DMA/33, Multiword-DMA oder gar PIO brachte keine Verbesserung.

Mehrere Workarounds sind möglich:

Die Betreiber von Au-Ja empfehlen, drei BIOS-Einstellungen zu ändern: "PCI Delay Transaction" und "PCI Master Read Caching" sollten ausgeschaltet sein, die "PCI Latency" sollte auf 32 oder kleiner stehen. Falls das BIOS-Setup diese Parameter nicht bietet, gibt es eine Lösung [4] mittels des Tools WPCRSET [5]. Durch Abschalten dieser Funktionen entsteht ein Leistungsverlust, der jedoch kaum messbar ist.

Auf vielen der betroffenen Mainboards steckt ein separater IDE-Chip wie der Highpoint HPT370 oder Promise PDC20265R. Dort angeschlossene Festplatten können von Fehlern in der Southbridge nicht betroffen sein. Inwieweit andere IDE-Geräte (CD-ROM, DVD, Brenner) von dem Fehler berührt sind, ist noch unklar.

Das Testsystem im c't-Labor arbeitete stabil, nachdem die Soundblaster-Karte entfernt wurde und die MP3-Ausgabe über den Onboard-Sound lief. Allerdings verursacht anscheinend nicht die Soundkarte den Fehler, sondern generell die hohe Last auf dem PCI-Bus. Auch andere Karten (SCSI, TV, Netzwerk) könnten Lasten erzeugen, bei der die 686B-Southbridge ins Trudeln kommt.

Bleibt abzuwarten, ob VIA es dem Chipsatz-Kontrahenten Intel nachmacht und eine Rückrufaktion startet wie beim MTH-Bug in Intels i820-Chipsatz [6]. Doch möglicherweise vermeidet das Abschalten einiger PCI-Fähigkeiten den Fehler zuverlässig genug, sodass ein BIOS-Update die betroffenen Mainboards heilt. (jow [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-35848

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.via-cyrix.de
[2] http://www.au-ja.de
[3] http://www.au-ja.de/review-kt133a-1.html
[4] http://www.au-ja.de/review-kt133a-4.html
[5] http://www.h-oda.com
[6] https://www.heise.de/news/Bug-in-Intel-Chip-erzwingt-grosse-Umtauschaktion-20562.html
[7] mailto:jow@ct.de