Venus doch habitabel? – Hinweise auf Phosphin in 40 Jahre alten Daten gefunden

Gibt es in der Venus-Atmosphäre ein Gas, das auf Lebewesen hinweist? Darüber diskutiert die Forschung gegenwärtig. Alte Daten stützen nun den Sensationsfund.

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Künstlerische Darstellung der Pioneer Venus Multiprobe

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Nach viel Widerspruch gegen den vermeldeten Fund des Moleküls Phosphin (PH3) in der Atmosphäre der Venus kommt nun Unterstützung aus unerwarteter Richtung: Eine 1978 durch die Atmosphäre des Planeten geflogene NASA-Sonde hat damals Spuren des Moleküls gefunden, haben Forscher bei einer Analyse der längst archivierten Daten herausgefunden. Damit liefern sie eine erste unabhängige Bestätigung des Sensationsfunds und dürften die Kontroverse neu entfachen. Immerhin hatte es geheißen, dass das Molekül auf nicht-biologischem Weg dort nicht entstehen dürfte. Außer Phosphin wurden nun auch Hinweise auf andere biologisch relevante Chemikalien gefunden.

Wie die Wissenschaftler um Rakesh Mogul von der California State Polytechnic University nun im Fachmagazin Geophysical Research Letters ausführen, haben sie die Spuren in Daten der Pioneer Venus Multiprobe gefunden. Die Sonde war 1978 im Rahmen des Pioneer-Programms der NASA zur Venus geflogen und dort mit drei Tochtersonden kontrolliert abgestürzt – aber nicht, ohne dabei Daten zu sammeln. Unter anderem mit dem Instrument Large Probe Neutral Mass Spectrometer (LNMS). Dessen Daten haben die Wissenschaftler nun erneut untersucht und Hinweise auf bisher unbekannte chemische Prozesse gefunden. Es sei sogar möglich, dass in den dichten Wolken Mikroorganismen überleben könnten.

Gefunden haben sie demnach neben Spuren von Phosphin grundlegende Komponenten für die sogenannte anoxygene Photosynthese und zwar Nitrit sowie salpetrige Säure. Außerdem hätten sie Spuren aller wichtigen Bestandteile des uns bekannten Stickstoffzyklus entdeckt, also noch Salpetersäure, Ammoniak und Distickstoff und eben das Signal für Phosphin. Zumindest sei Phosphin das einfachste Gas, das die gemessenen Signaturen erklären könnte, schränken sie ihren Fund zumindest etwas ein. Außer diesen Stoffen haben sie noch Schwefelwasserstoff, Cyanwasserstoff, Kohlenmonoxid, Ethan und womöglich Chlorsäure gefunden. Insgesamt dürfte ihr Analyse einmal mehr Kritik daran wecken, dass der Mars aktuell so viel mehr Aufmerksamkeit erfährt als die Venus.

Ablauf der Mission der Pioneer Venus Multiprobe

(Bild: NASA)

Außerdem ergänzt ihre Studie die Kontroverse um den vergangenen Herbst verkündeten Fund von Phosphin auf der Venus um ein weiteres Kapitel. Astronomen hatten erklärt, dort das Molekül gefunden zu haben, das auf der Erde nur als Industrieprodukt vorkommt, oder von Mikroben produziert wird. Nach Zweifeln an den Daten, die diesem Fund zugrunde lagen, waren die zurückgezogen und erneut aufbereitet worden. Danach gab es widersprüchliche Meinungen darüber, ob das Signal weiterhin vorhanden war. Andere Kritiker hatten eine alternative Erklärung für das Signal präsentiert, die ohne das ungewöhnliche Molekül auskommt. Neue Beobachtungen dürften nun noch gespannter erwartet werden.

(mho)