VeriSign Sitefinder: Das Imperium schlägt zurück

Der Registry-Betreiber für .com und .net, VeriSign, hat die Internetverwaltung ICANN wegen Wettbewerbsbehinderung verklagt.

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Von
  • Monika Ermert

Der Registry-Betreiber für .com und .net VeriSign hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) verklagt. VeriSign wehrt sich nicht nur gegen ICANNs Verbot des Sitefinder-Dienstes, das Unternehmen beschuldigt ICANN auch, eine ganze Reihe anderer Dienste blockiert und behindert zu haben -- angefangen vom so genannten Waiting List Service über das weniger bekannte ConsoliDate-Angebot bis zu internationalisierten Domains und bestimmten Marketing-Kampagnen. Mit dem Sitefinder hatte VeriSign per Wildcard alle Domainvertipper auf eine eigene Suchmaschine umgeleitet. Der Waiting List Service ist eine relativ teure Vorregistrierung aktuell vergebener Domains bei der Registry für den Fall, dass die jeweilige Domain wieder freigegeben wird.

ICANN habe sein Mandat als technisches Koordinierungsgremium überschritten und geriere sich mehr und mehr als De-facto-Regulierer, heißt es bei VeriSign. Es habe die Einführung neuer Angebote und den Wettbewerb behindert. ICANN hatte bei Sitefinder und Waiting List Service die Einführung mit Hinweis auf den Vertrag mit VeriSign verhindert. Nach dem Vertrag kann VeriSign als Monopolregistry für .com und .net nicht eigenmächtig neue Registry-Services anbieten. Neben der heiligen Kuh DNS-Stabilität stehen vor allem Wettbewerbsüberlegungen hinter dieser Regel: Im Fall der WLS-Registrierungen sollen zwar nach dem aktuellen Konzept die ICANN-Registrare mitspielen, doch andere Anbieter solcher Dienste würden durch VeriSigns Monopolstellung als Registry von diesem Markt abgeschnitten.

Der durch den ICANN-Prozess zurechtgestutzte Exmonopolist dreht in seiner Klageschrift nun den Spieß um und wirft ICANN Wettbewerbsverzerrung vor. Die neuen Angebote, die man entwickelt habe, seien keine eigentlichen Registry-Dienste. ICANN hätte daher weder auf Einführung noch auf Preisgestaltung Einfluss. Beim WLS hätten durch den Zeitverzug andere Anbieter nun ihre Domain-Vorbestell-Angebote ausgebaut. Und die nationalen Top Level Domains (ccTLD) würden von ICANN praktisch gar nicht mit Auflagen belegt, noch immer habe ICANN nur eine Hand voll der ccTLDs unter Vertrag. Bei ICANN wurde die Klage erst einmal als geheime Verschlusssache behandelt. In einer Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag im Vorfeld des ICANN-Treffens in Rom hatte ICANNs CEO Paul Twomey auf Nachfrage von heise online noch betont, es gebe derzeit keine neue Bewegung von Seiten VeriSigns in Richtung Sitefinder. ICANN-Mitarbeiterin Theresa Swinehart lehnte beim ITU-Workshop zum Thema "Internet Governance" am heutigen Freitag in Genf eine Stellungnahme ab.

Twomey hatte sich in seiner Pressekonferenz optimistisch gegeben, dass das Treffen in Rom ein gutes Beispiel für ICANNs -Verfahren liefern und eine Reihe wichtiger Punkte erledigen werde. Auf dem Programm stehen neben den Problemen mit dem Whois, Budgetfragen und der Eröffnung weiterer Büros auch ein Workshop dazu, wie künftig neue Registry-Services eingeführt werden können. Und auch eine Entscheidung über VeriSigns Waiting List Service war auf der Agenda der Vorstandssitzung. (Monika Ermert) / (jk)