VeriSign drängt auf Zulassung der Domain-Warteliste

Nutzer sollen bei der zentralen Domain-Registry künftig nicht nur freie Domains, sondern auch eine Option auf bereits vergebene Domains registrieren können.

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  • Monika Ermert

Nutzer sollen bei der zentralen Domain-Registry künftig nicht nur freie Domains, sondern auch eine Option auf bereits vergebene Domains registrieren können. Ex-Domainmonopolist NSI, inzwischen offiziell unter dem Dach von VeriSign als VeriSign Global Registry geführt, beantragte dazu bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), seinen Endverkäufern einen so genannten Waiting List Service (WLS) für .com und .net-Adressen anbieten zu können. Für jeden Namen können Registry und Registrare, über die VeriSign den Service anbieten will, so gleich zweimal abrechnen -- und das nicht zu knapp: VeriSign will 24 US-Dollar pro Domainoption und Jahr. Damit ist die Option teuerer als der Domainname selbst.

Der WLS würde dem bei VeriSign eingetragenen Optionsinhaber die hundertprozentige Garantie auf die Adresse für den Fall geben, dass die Domain frei wird. Technisch will man sich einer Lösung von Snapnames bedienen -- die Firma vermarktet bereits ihr System aggressiv. Doch derzeit konkurrieren mehrere Registrare mit vergleichbaren Services, je nach System mit leicht unterschiedlichen Erfolgsaussichten. Der Run auf freiwerdende Domains ist unter anderem für eine Belastung der Registry mit automatisierten Daueranfragen verantwortlich. Die so genannten "Add-Storms" haben eine Zeit lang dafür gesorgt, dass mancher kleine Registrar überhaupt keine Anfragen mehr an die Registry los werden konnte.

"Es ist nur als Registry-Service technisch sinnvoll", sagt daher Erik Schätzlein, Vorstandsmitglied von Schlund und Partner, die als Mitglied des .info-Konsortiums Afilias über einen ähnlichen Service nachdenken. "Allerdings sollte eine Option im Preis nicht höher liegen als eine Domain", meint Schätzlein. Auch .biz-Anbieter NeuLevel wartet auf den Ausgang des VeriSign-Antrags, der den Weg für eine neue Einnahmequelle der Registries öffnen könnte.

ICANN-Direktor Andy Müller-Maguhn forderte in Bukarest allerdings, dass VeriSigns neues Angebot auf keinen Fall eingeführt wird, bevor es die geplante "Redemption Grace Period" für gelöschte Adressen gibt. Ohne diese "Gnadenfrist" könnten Domaininhaber sehr schnell ihre Adresse an denjenigen verlieren, der sich eine Option darauf hat eintragen lassen. Nicht selten fallen Domains an die Registry zurück, wenn Registrare die Domain nicht automatisch verlängern. Die 30-tägige "Gnadenfrist" wurde nun zwar bei der ICANN-Sitzung in Bukarest ohne Gegenstimmen beschlossen; doch bis ICANN-Präsident Stuart Lynn mit den Registry-Anbietern verhandelt hat und die Idee in die Praxis umgesetzt ist, kann es noch dauern.

Lynn sprach sich ganz entschieden gegen eine Verzögerung des seit dem vergangenen Jahr diskutierten WLS-Service von VeriSign aus, er nannte dies einen unzulässigen Eingriff in den Markt. ICANN-Direktor Rob Blokzijl warnte ebenfalls davor, dass ICANN bei jeder Einführung eines neuen Service ein langwieriges Verfahren einleite. Der spanische ICANN-Direktor Amadeu Abril i Abril sieht das allerdings ganz anders. Die Aufsicht gerade über Monopolservices, die nur die Registries selbst anbieten können, gehört für ihn zum Kern von ICANNs Aufgaben. Abril i Abril warnte auch vor dem Ansturm beim Start des WLS. Für die Kunden sei die Wahrscheinlichkeit, die Option auf eine bestimmte Domain zu bekommen, auch nicht größer als die Domain selbst zu registrieren. "Auch eine Option läuft dann mal aus -- und wer schafft es dann, die Domain zu registrieren?" Kunden, die 100.000 US-Dollar in eine Domain investiert haben, werden die Option zur Sicherheit zudem gleich selbst zu registrieren versuchen. "Für VeriSign ist das natürlich gut, für jede Domain zweimal zu kassieren", sagt Abril i Abril.

Eine Ablehnung des Monopol-WLS-Service empfiehlt bislang noch der ICANN Names Council. Bis zum 26. Juni muss das für Domainfragen zuständige Gremium seine endgültigen Empfehlungen vorlegen. Dann entscheiden ICANNs Direktoren. Der deutsche ICANN-Direktor Helmut Schink schlug vor, weiter nach technischen Lösungen für die Implementierung konkurrierender Services zu suchen. (Monika Ermert) / (jk)