Verizon Wireless schwenkt bei Netzneutralität auf Kompromisskurs

Nach AT&T hat in der Debatte um offene Mobilfunknetze im Vorfeld einer Frequenzauktion nun auch der US-Carrier Verizon Wireless eine zaghafte Öffnung des Netzes angeboten.

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Im Streit um offene Mobilfunkfrequenzen in den USA hat nach AT&T nun auch der US-Mobilfunkcarrier Verizon Wireless auf einen Kompromisskurs umgeschwenkt. Die klassischen Netzbetreiber sehen sich einer wachsenden Front von Unternehmen gegenüber, die eine Öffnung der im kommenden Jahr zur Versteigerung stehenden Frequenzen für alle möglichen Dienste und Produkte fordern. Bisher haben die Netzbetreiber strikt kontrolliert, welche Unternehmen Produkte und Dienste für ihre Netze anbieten dürfen und diese erst nach eingehenden Untersuchungen zugelassen.

Vor der Versteigerung der nach dem Rückzug analoger TV-Sender frei gewordenen Frequenzen durch die Federal Communications Commission (FCC) fordert eine Allianz aus verschiedenen Software-, Internet- und Diensteanbietern nun, zumindest einen Teil des neuen Spektrums für alle offen zu halten. Die Unternehmen, die erfolgreich um die Frequenzpakete bieten, sollen verpflichtet werden, Dritten zu fairen Konditionen Zugang zu den Netzen zu gewähren. Die FCC muss die Regeln für die Anfang 2008 erwartete Auktion noch festlegen. Die Netzbetreiber versuchten bisher, eine Neutralitätsauflage der FCC zu verhindern und ihr Infrastrukturoligopol mit Studien und politischer Lobbyarbeit zu verteidigen.

Seit auf der Gegenseite mit Google ein ernstzunehmender und finanzstarker Gegner angekündigt hat, selbst um die Frequenzen mitbieten zu wollen, und seit im Regelentwurf der FCC die Forderungen nach Netzneutralitätsauflagen offenbar berücksichtigt wurden, ist bei den Netzriesen plötzlich Bewegung zu beobachten. Am vergangenen Wochenende war zunächst AT&T auf Kompromisskurs gegangen, jetzt folgte Verizon Wireless. Die Mobilfunker bieten der FCC nun an, sämtliche Endgeräte barrierefrei auf einen Teil der Netze zu lassen, wollen sich dazu aber bei Diensten wie Spielen und Videos nicht verpflichten.

Google ist das noch zu wenig, ein Anwalt des Unternehmens bezeichnete die Bewegung auf der Gegenseite gegenüber dem Wall Street Journal als "viel versprechenden halben Schritt nach vorne", der aber noch nicht weit genug gehe. Die Neutralitätsbefürworter um Google wollen nicht nur offene Netze für Geräte und Dienste, sondern auch eine Verpflichtung der Betreiber, einen Teil des Spektrums zu fairen Großhandelsbedingungen weiterzuvermieten. (vbr)