Vertrag ueber neue Top Level Domains unterzeichnet

Am 1.Mai unterzeichneten unter der federführenden Rolle des Internet Ad Hoc Commitees (IAHC) und unter der Schirmherrschaft der ITU (International Telecommunications Union) eine Reihe von Firmen und Organisationen in Genf ein Memorandum of Understanding"

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Von
  • Arne Mertins

Am 1.Mai unterzeichneten unter der federführenden Rolle des Internet Ad Hoc Commitees (IAHC) und unter der Schirmherrschaft der ITU (International Telecommunications Union) eine Reihe von Firmen und Organisationen in Genf ein Memorandum of Understanding", das die Vergabe von Top-Level-Domains neu regeln soll. Dies wurde bisher ausschließlich von der amerikanischen Firma Network Solutions Inc. gehandhabt. Insbesondere die Überbevölkerung der Domain .com und die damit verbundenen Probleme, Firmennamen mit Domain Namen im Internet weltweit in Übereinstimmung zu bringen, waren der Ausgangspunkt gewesen, über eine Neuregelung nachzudenken. Außerdem hatte sich zunehmend Kritik am Monopol von Netsol. Inc breitgemacht, ebenso wie an den steigenden Preisen für die Namensregistrierung.

Das am Tag der Arbeit unterzeichnete Papier sieht die Schaffung von 7 neuen Top-Level-Domains vor - .firm, .store, .web, .arts, .rec, .nom und .info - ,die von 28 neuen Registrierungsunternehmen verwaltet werden sollen. Die Auswahl der Newcomer im Registrierungsgeschäft soll am Ende einer Bewerbungsphase von 100 Tagen, die mit dem 1.Mai begann, in Form einer Art Lotterie erfolgen, die Registrierung neuer Namen sollte dann sofort beginnen können.

Obwohl namhafte internationale Institutionen und Firmen, wie die Internet Society, WIPO oder MCI das Memorandum unterzeichnet haben, wird dessen Autorität angezweifelt. Der bisherige Monopol-Inhaber Netsol.Inc trat mit einem Gegenvorschlag an die Öffentlichkeit und warf eine Reihe offener Kritikpunkte am IAHC-Vorschlag auf. Die Beschränkung auf 7 neue TLD´s bewirke eine künstliche Knappheit, da der theoretisch vorhandene Namensraum wesentlich größer sei (37 hoch 26). Das wirkliche Problem, nämlich die Knappheit der IP-Nummern und deren richtige und weltweit konsistente Zuordnung werde nicht berücksichtigt. Der Vorschlag der IAHC sei zu bürokratisch und würde kommerzielle Interessen und marktwirtschaftlichen Wettbewerb unter Registrieren nicht genügend berücksichtigen. Netsol, deren Exklusiv-Vertrag mit der NSF am 1.1.98 ausläuft, fordert die Einrichtung einer regierungsgeförderten Clearing-Stelle, welche die Konsistenz der Namensvergabe überwachen und damit zugleich den freien Wettbewerb einer beliebigen Zahl von Anbietern gewährleisten soll.

Netsol Inc. stehen mit ihrer Kritik nicht alleine. Bereits vor der Unterzeichnung des Memorandums hatten eine Reihe von Verbänden, wie z.B. der Verband der US-amerikanischen ISPs oder wichtige Konzerne wie AT&T, angekündigt, den IAHC-Vorschlag nicht zu unterstützen. Da jedoch eine Teilung des Netzes nicht in Frage kommt, wie etwa bei den konkurrierenden Welt-Boxverbänden, ist mit dem Vorpreschen des IAHC für Konfliktstoff gesorgt, der Gerichte wie Regierungen demnächst noch mehr beschäftigen wird. Die Hauptfrage nämlich, wer nach dem Rückzug der NSF und der Internationalisierung des Internet die Autorität hat, Entscheidungen über die technische Weiterentwicklung der Internet-Basis-Dienste zu fällen, ist noch nichteinmal andiskutiert.

Referenz-URLs: ITU-Press Release 1.Mai http://www.itu.int/PPI/press/releases/1997/itu-08.htm

Paper von Netsol Inc zur Namensvergabe http://www.netsol.com/papers/internet.html

Pit Schultz im Gespräch mit Paul Garrin über das Projekt Name.Sapce http://www.heise.de/tp/te/1159/fhome.htm (ame)