Virgin Orbit: Historischer Raketenstart aus England gescheitert

Direkt nach dem Start der Rakete von dem Trägerflugzeug sah noch alles gut aus, dann trat eine "Anomalie" auf. Was genau passiert ist, ist noch unklar.

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Das Trägerflugzeug "Cosmic Girl"

(Bild: Virgin Orbit)

Lesezeit: 2 Min.

Der erste kommerzielle Satellitenstart aus Großbritannien und Westeuropa insgesamt ist gescheitert. Nachdem das Raumfahrtunternehmen Virgin Orbit auf Twitter bereits einen Erfolg der Mission verkündet hatte, hieß es schließlich, dass eine Anomalie aufgetreten sei. Die habe die transportierten Satelliten daran gehindert, den Orbit zu erreichen. Was genau passiert ist, teilte Virgin Orbit nicht mit. Das Flugzeug, von dem aus die Rakete gestartet war, hat derweil sicher England erreicht und ist wieder gelandet. Verloren gegangen sind damit insgesamt neun kleine Satelliten, mehrheitlich für Forschungszwecke.

Der geplante Raketenstart von einem Flugzeug aus wäre gleich in mehrerlei Hinsicht historisch gewesen und wurde unter anderem von der britischen Regierung finanziell unterstützt. Ziel war der erste Orbitalstart von Großbritannien aus. Dort werden aktuell mehrere Weltraumbahnhöfe gebaut, um am wachsenden Markt für Satellitenstarts mitzuverdienen. London hofft, dass die Raumfahrtindustrie im kommenden Jahrzehnt rund 3,8 Milliarden Pfund (4,3 Milliarden Euro) zur britischen Wirtschaft beitragen wird, berichtet die dpa.

Virgin Orbit hat dafür am Flughafen Newquay in Cornwall einen Spaceport errichtet und plant, mit der eigenen Technik Satelliten ins All zu bringen. Die hauseigene Rakete wird dafür von der umgebauten Boeing 747 "Cosmic Girl" gestartet, die dafür südlich von Irland über dem Atlantik kreist. Die Generalprobe vor einem Jahr in den USA hatte noch geklappt. Der jetzt gescheiterte zweite Versuch hieß zu Ehren der Rolling Stones "Start Me Up" nach dem gleichnamigen Hit.

Virgin Orbit ist die Tochterfirma der Virgin Group des britischen Milliardärs Richard Branson, die für den unbemannten Transport von Nutzlast ins All zuständig ist, während Virgin Galactic Menschen an die Grenze des Weltraums fliegen soll. Beide setzen dabei auf Flugzeuge, von denen aus die Nutzlast gestartet wird. Die Weltraumflüge für Touristen und Touristinnen hätten eigentlich schon vor vielen Jahren beginnen sollen, bislang gab es aber erst einen – dafür mit Richard Branson höchstpersönlich an Bord und einiger Kritik. Welche Folgen der jetzt gescheiterte Start von Großbritannien aus hat, ist noch nicht klar. Die Aktie von Virgin Orbit ist im nachbörslichen Handel bereits um fast 30 % abgesackt, nachdem der Kurs schon vor dem Startversuch gefallen war.

(mho)