Vom Stack bis zum Design Pattern

Die Konferenz Software-Pioniere der Programmschmiede sd&m vermittelte Highlights der Informatikgeschichte aus erster Hand.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Die Konferenz Software-Pioniere der Programmschmiede sd&m vermittelte Highlights der Informatikgeschichte aus erster Hand. Die Veranstalter hatten lebende Legenden der Softwareentwicklung geladen, und fast alle kamen.

Als erster Redner erklärte Friedrich L. Bauer, wie er mit seinem so genannten Kellerungsprinzip schon in den fünfziger Jahren zukünftigen Compilerbauern den Stack als Hilfsmittel an die Hand gab. Mechanische Gerätschaften zur Formelübersetzung erschlossen eines der ersten Softwarepatente in Deutschland, das anders als in den USA auch ohne konkrete Konstruktionspläne für einen bestimmten Apparatismus erteilt wurde.

Im Folgenden war noch viel mehr über Fortschritte beim Programmieren zu hören, sei es in den Worten des Quicksort-Erfinders Anthony Hoare oder im Vortrag des heimlichen Namensgebers der B-Bäume, Rudolf Bayer. Auch wenn sich die Themen der Beiträge mitunter wie Schnee von gestern lesen: Der Wert der Konferenz ging weit über die Erfahrung hinaus, den geladenen Rednern einmal persönlich oder übers Web zuhören zu können. Viele Details hätte man auf anderem Wege kaum bewusst wahrgenommen.

So erläuterte Fred Brooks, der große Teile des erfolgreichen IBM-Mainframes S/360 maßgeblich mitentwickelt hat, dessen grundlegende Neuerung, dass es immer auf eine Magnetplatte zugreifen konnte. Auch dass er das System für unterschiedlich große Modelle der Baureihe /360 nur einmal entwickeln musste, hatte sicher Einfluss auf dessen sprichwörtliche Robustheit. Der Guru des strukturierten Codes, Edsger W. Dijkstra, führte an, meist habe er für Prozessoren programmiert, die es jeweils noch gar nicht gab. So habe die Hardware mit seinen Änderungswünschen meist gleichzeitig mit seiner Software fertig gestellt werden können. Niklaus Wirth auf der anderen Seite erklärte das Marktgeheimnis hinter dem Erfolg der von ihm definierten Programmiersprache Pascal und begründete einige Kompromisse bei deren Design: "You have to find a market."

Beiträge von David L. Parnas über das Geheimnisprinzip in der Definition von Programm-Modulen sowie Erich Gammas Ausführungen über Design Patterns beleuchteten die Disziplin des Software-Engineering ebenso wie Schilderungen zur Software-Qualitätssicherung und zur Kostenfrage in Softwareprojekten.

Alan Kay, Mitbegründer des Palo Alto Research Center, zeigte Videos von grafischen Benutzungsoberflächen aus den frühen siebziger Jahren. Bemerkenswert, dass das dort vorgestellte Equipment bei einem halben MIPS mit kürzeren Antwortzeiten glänzte als der viele Jahre später entworfene IBM PC mit rund einem MIPS, ganz zu schweigen von den ersten kommerziell erhältlichen Systemen mit mausgesteuerter Oberfläche. (hps)