"Was zum Teufel?": Polarlicht bei einsamem Braunen Zwerg lässt Forscher rätseln

Eine Forschungsgruppe hat bei einem Himmelskörper Hinweise auf Polarlichter gefunden – ohne naheliegende Energiequelle. Sie steht vor einem Rätsel.

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Blau gestreifter Himmelskörper mit rotem Polarlicht

Künstlerische Darstellung des Himmelskörpers

(Bild: NASA, ESA, CSA, and L. Hustak (STScI))

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Eine Gruppe von Astronomen und Astronominnen hat offenbar Polarlichter in der Atmosphäre eines sogenannten Braunen Zwergs entdeckt, für die es keine Erklärung gibt. Dies teilte die NASA mit. Die Entdeckung gelang demnach mit dem Weltraumteleskop James Webb (JWST). Braune Zwerge sind Himmelskörper, die eine Sonderstellung zwischen Sternen und Planeten einnehmen. Das Objekt W1935 ist vergleichsweise kalt und allein im All unterwegs. Polarlichter – oder Aurorae – kennen wir etwa von der Erde und den Gasriesen Jupiter sowie Saturn, da haben sie aber jeweils ihren Ursprung in der Interaktion des Sonnenwinds mit Teilen der Atmosphären. Woher die Energie für das Phänomen bei dem Braunen Zwerg kommt, sei deshalb ein Rätsel, schreibt das Forschungsteam.

Das ungewöhnliche Spektrum von W1935 im Vergleich zu dem unauffälligen eines anderen Braunen Zwergs

(Bild: NASA, ESA, CSA, and L. Hustak (STScI))

Wie die Forschungsgruppe ausführt, hat W1935 zu einer Gruppe von 12 Braunen Zwergen gehört, die mit dem JWST genauer untersucht wurden. Wie erwartet, waren sie in den meisten Eigenschaften sehr ähnlich, aber bei einem Messwert stach W1935 heraus. In dessen Atmosphäre habe man das zwar erwartete Methan gefunden, aber das habe kein Licht absorbiert, sondern selbst gestrahlt: "Das Methan glühte und mein erster Gedanke war: Was zum Teufel?", erinnert sich die Studienleiterin Jackie Faherty. Simulationen auf Basis der Messdaten hätten ergeben, dass die Atmosphäre in ansteigender Höhe immer wärmer werde. Bislang habe man so etwas nur bei Himmelskörpern mit einem nahen Stern beobachtet, von dem die Energie stammt. Ohne Stern sei das Verhalten von W1935 nur schwer zu erklären.

Wie die Forschungsgruppe einräumt, ist das Phänomen steigender Temperaturen mit zunehmender Höhe jedoch nicht völlig neu. Beobachtet wurde Vergleichbares bereits beim Jupiter und dem Saturn. Was genau dort passiert, sei nicht geklärt und bislang habe man von Sonnenwind verantwortete Polarlichter als eine Ursache diskutiert. Auch von einer Mitwirkung der Monde werde ausgegangen. Vorstellbar ist also, dass ein nicht nachweisbarer Mond bei W1935 eine Mitverantwortung für die Vorgänge hat, einen Stern gibt es dort jedenfalls nicht. Insgesamt könnte eine weitere Erforschung von W1935 nun auch dabei helfen, die Aurorae der Gasriesen im Sonnensystem besser zu verstehen. Das Weltraumteleskop James Webb habe damit jedenfalls einmal mehr unter Beweis gestellt, wie wertvoll es für die Forschung ist.

(mho)