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Wege aus der Zeitungskrise

Der Axel-Springer-AG-Vorstandsvorsitzende Matthias Döpfner sitzt im Aufsichtsrat des von Bild und Welt hochgejubelten "US-Investors" RHJ

Springer-Chef Matthias Döpfner [1] zeigt gerade, wie man sich in Zeiten einer Zeitungskrise diversifiziert. Nach Informationen des Tagesspiegel [2] ist er nämlich auch Aufsichtsratsmitglied der Firma RJH ("Ripplewood"). Über die ist wenig bekannt – außer, dass sie in der letzten Woche häufig als angeblich vielversprechender Investor für Opel genannt wurde. Und zwar vor allem in Blättern des Axel-Springer-Verlages [3].

Den Anfang machte die Bild am Sonntag (BamS), die am 12. Juli von einem angeblich entscheidend verbesserten RHJ-Konzept berichtete, das eine "Wende in der Opel-Schlacht" [4] bedeuten würde. Der "deutsche Star-Banker" Leonhard Fischer, so das Blatt, wolle alle vier deutschen Opel-Standorte erhalten, mindestens 1.600 Stellen weniger streichen als Magna und statt 4,5 Milliarden Euro "Steuergarantien" lediglich 3,8 Milliarden beanspruchen.

Die wochentags erscheinende Bild-Zeitung titelte unter anderem "Opel-Kampf – Jetzt hat ein US-Investor die Nase vorn" [5]. Und mit dem "US-Investor" war niemand anders gemeint als eben jene Firma, bei der Verlagschef Döpfner im Aufsichtsrat sitzt. Wirtschaftsminister Guttenberg ließ die Meldung noch am selben Tag dementieren [6] - allerdings interessiert so etwas die traditionsreiche Zeitung traditionell nur bedingt.

Immerhin zeigte man bei der Welt so etwas wie eine Reaktion darauf und druckte einen Kommentar von Chefredakteur Thomas Schmid [7], in dem dieser davor warnte, dass in Guttenbergs Ministerium Entscheidungen fallen könnten, die "wirtschaftspolitisch nicht verantwortbar" [8] seien. Die Bild-Zeitung dagegen druckte Tags darauf ein Interview [9], in dem RHJ-Chef Leonhard Fischer das Opel-Übernahmekonzept seiner Firma ausführlich darlegen durfte. Den sowohl mit Döpfner als auch mit Bild-Chefredakteur Diekmann angeblich gut bekannten Mann hatte man am Mittwoch mit einem wohlwollenden Foto und der Schlagzeile "Rettet dieser deutsche Star-Banker Opel?" [10] eingeführt:

Er gilt als clever, hartnäckig, als ausgezeichneter Sanierer. Sicher ist: Er ist ein herausragender Banker: Leonhard „Lenny“ Fischer. Und: Er könnte der neue Retter von Opel werden. Seine unerwarteten Schachzüge bei Verhandlungen sind berühmt. Und seine Geschäftstüchtigkeit wird der 46-Jährige heute wieder unter Beweis stellen, wenn er das Übernahme-Konzept für Opel im Namen der Investmentgesellschaft RHJ International im Bundeswirtschaftsministerium vorlegt.


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https://www.heise.de/-2020076

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30251/1.html
[2] http://www.tagesspiegel.de/medien-news/Springer-Mathias-Doepfner-Opel-Leonhard-Fischer-RHJ;art15532,2850544
[3] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30650/1.html
[4] http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/07/12/opel/wende-in-der-opel-schlacht.html
[5] http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/07/16/opel-uebernahme/us-investor-ripplewood-rhj-nase-vorn.html
[6] http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2009-07/14437566-bmwi-dementiert-bericht-ueber-favoritenrolle-von-rhj-bei-opel-015.htm
[7] http://www.axelspringer.de/presse/Personalien-personelle-Veraenderungen-in-der-Chefredaktion-der-WELT-Gruppe-BERLINER-MORGENPOST_36404.html
[8] http://debatte.welt.de/kommentare/142794/wer+darf+opel+helfen
[9] http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/07/17/opel/interview-leonhard-fischer-rhj-chef.html
[10] http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/07/15/leonhard-fischer-rettet-dieser-banker/opel-rhj-legt-guttenberg-konzept-vor.html