Kein Nachfolger: EU stellt Fediverse-Projekte ein

Rund zwei Jahre nach dem Start der Testphase für EU Voice und EU Video im Fediverse finden die Angebote ein Ende: Niemand will das Erfolgsprojekt übernehmen.

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Ein Vorhängeschloss in der Mitte ist umringt von Symbolen für Telefonie, Chat und ähnliches

Das Fediverse-Projekt der EU steht vor dem Aus. Dabei sei das datenschutzorientierte Angebot gut gelaufen.

(Bild: PopTika/Shutterstock.com)

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Zwei Jahre, nachdem der Europäische Datenschutzbeauftragte Wojciech Wiewiórowski mit "EU Voice" und "EU Video" zwei eigene Social-Media-Angebote im sogenannten Fediverse eröffnet hat, beendet er diese Projekte nun. Am 18. Mai wird das Angebot abgeschaltet. Dabei wurde das Projekt nach einem Jahr Testphase sogar aufgrund seines Erfolgs um ein weiteres Jahr verlängert.

Jedoch finde sich niemand, um die beiden Angebote weiter zu betreuen, schreibt Wiewiórowski in einer Pressemitteilung. "Unglücklicherweise haben wir es trotz unserer Bemühungen um eine neue Heimat für EU Voice und EU Video in anderen EU-Institutionen nicht geschafft, einen neuen Besitzer zu finden, der die Server wartet und die üblichen Tätigkeiten auf dem hohen Standard weiterführt, den die EU-Einrichtungen und unsere User verdienen", teilte der Datenschutzbeauftragte mit.

Mit EU Voice und EU Video hat die EU zwei Plattformen im Fediverse geschaffen, die kostenfrei, dezentral und quelloffen sind. Grundlage dafür waren Mastodon und PeerTube. "In den vergangen zwei Jahren hatten EU-Institutionen, -Körperschaften, -Büros und -Agenturen die Möglichkeit, mit eigenen Accounts auf der Plattform mit Nutzenden des Fediverse zu interagieren", heißt es in der Mitteilung. Das Fediverse ist ein Online-Netzwerk aus Plattformen und Services, die miteinander verknüpft sind – inklusive Social-Media-Plattformen. Bis zum Ende des Pilotprojekts waren 40 institutionelle Konten, inklusive EU-Kommissare und Parlamentsmitglieder, auf EU Voice registriert. EU Video hat sechs Accounts beheimatet und machte die europäischen Einrichtungen so zur größten Gruppe öffentlicher Körperschaften im Fediverse.

Trotz des offenbar rein organisatorisch begründeten Endes wertet Wiewiórowski das Projekt als Erfolg. Das Projekt habe gezeigt, dass öffentliche Einrichtungen wie die der EU Social-Media-Plattformen anbieten könnten, die die Grundrechte der Einzelnen respektierten. Sie seien eine Alternative zu etablierten Plattformen in den Händen einiger weniger großer Player. "Ich bin stolz auf den Erfolg dieses Projekts, vor allem vor dem Hintergrund unserer begrenzten Ressourcen", sagte Wiewiórowski. Das Pilotprojekt beweise, dass gemeinschaftlich und dezentral betriebene Social-Media-Plattformen die Grundrechte der Nutzenden auf Privatsphäre und Datenschutz priorisieren und die digitale Souveränität der EU fördern könnten.

(are)