Weiße Flecken auf der DSL-Landkarte

Auf dem Land gibt es immer noch großen Nachholbedarf in puncto DSL-Anbindungen. Allerdings scheinen die Netzanbieter es mit dem Ausbau der Infrastruktur in eher spärlich besiedelten Regionen nicht besonders eilig zu haben.

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Von
  • Andreas Hummel
  • dpa

Telekommunikationsunternehmen prahlen in Bezug auf ihre DSL-Anschlüsse gern mit einer hohen Abdeckung – diese bezieht sich jedoch immer auf die Bevölkerung. Das bedeutet, dass die Bewohner von Ballungsgebieten eine regelrechte Überversorgung mit heftigem Verdrängungswettbewerb der Anbieter genießen, während in ländlichen Regionen noch immer großer Nachholbedarf in Bezug auf breitbandige Internet-Anschlüsse besteht.

Letzteres gilt nicht nur, aber unter anderem auch für etliche Gebiete in Thüringen. In dem Bundesland ist DSL zwar nach Angaben der Deutschen Telekom für knapp 92 Prozent der Haushalte verfügbar, aber wie üblich befinden die sich vorwiegend in den Städten. Der Ausbau auf dem Land kommt auch nicht recht voran – wie jetzt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa unter Telekommunikationsanbietern ergab, gelten Investitionen in dünn besiedelten Regionen für diese Unternehmen als kaum profitabel und somit unattraktiv.

Das Nachsehen haben nicht nur die Bürger, sondern mitunter auch Firmen in den betroffenen Regionen – sofern sich bei mangelhafter Netzanbindung überhaupt welche dort ansiedeln wollen. Für Thüringen zeigt der Breitbandatlas des Bundeswirtschaftsministeriums zahlreiche weiße Flecken, etwa in den Bereichen Mechterstädt (Kreis Gotha), Auleben und Görsbach (Kreis Nordhausen), Beerwalde, Pöppschen und Pahna (Kreis Altenburger Land).

Der Bürgermeister der gut 600 Einwohner zählenden Gemeinde Badra (Kyffhäuserkreis), Karl Ose (FDP), spricht von einem "klaren Standortnachteil". Um Abhilfe zu schaffen, habe sich in seinem Ort eine Privatinitiative gegründet und das Problem in die Hand genommen.

Steffen Schulze, zuständig für Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, gibt an, das Problem sei bekannt. Betroffen seien vor allem Firmen in kleinen Gemeinden auf dem flachen Land. Meist gehe es um entlegene Standorte, zu denen man kaum rentabel Leitungen verlegen könne.

Bei der Deutschen Telekom sagt man ganz offen, es sei wirtschaftlich nicht vertretbar, Investitionen von vielen Hunderttausend Euro zu tätigen, um einige wenige Kunden ans Netz zu bringen. Dennoch habe man den ländlichen Bereich nicht abgeschrieben: "In Thüringen investieren wir 2007 einen zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau von DSL", so Telekom-Sprecherin Diana Saupe. Damit sollen in diesem Jahr 21 neue Anschlussbereiche auf dem Land fit fürs schnelle Internet gemacht werden. Der Ausbau werde 2008 fortgesetzt. Diejenigen Gebiete, in denen für Telefonverbindungen eine Glasfaserverkabelung besteht, galten bislang als Sorgenkinder in puncto DSL-Anbindung. Auch diese Bereiche will die Telekom jedoch bis Ende des kommenden Jahres entsprechend versorgen.

Nicht etwa ein Wirtschafts- oder Forschungsministerium, sondern ausgerechnet das Bundeslandwirtschaftsministerium plant unterdessen ein Programm, das helfen soll, schnelle Internetzugänge in bisher schlecht versorgten Gemeinden zu schaffen. Dafür sollen 2008 zehn Millionen Euro eingeplant werden. Im Thüringer Agrarministerium wurde die Initiative begrüßt. Die Versorgung mit Breitband-Internet in ländlichen Regionen sei ein wichtiger Standortfaktor, sagte Ministeriumssprecher Matthias Wagner.

Auch im Landesministerium für Wirtschaft und Technologie findet man einen flächendeckenden Ausbau schneller Internetanschlüsse dringend notwendig. "Breitband hat eine wachsende Bedeutung, weil viele Anwendungen den Transport immer größerer Datenmengen erfordern", so Sprecher Stephan Krauß. Das Ministerium halte dabei etwa den Ausbau nicht leitungsgebundener Anschlüsse für vielversprechend. Nach der Versteigerung der Funkfrequenzen für die drahtlose Breitband-Kommunikation sollten nun auch ländliche Regionen zügig mit Zugängen zum Breitband-Internet versorgt werden.

Nach Angaben des thüringischen Wirtschaftsministeriums ist der flächendeckende Ausbau schneller Internet-Zugänge jedoch kein Pflichtprogramm für einen Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom: Festnetz-DSL gehöre nicht zu den Universaldiensten, die der marktbeherrschende Anbieter laut Gesetz erbringen muss. Den Thüringern, die keine DSL-Anbindung übers Festnetz erhalten, bleibe nur, sich nach anderen Zugängen umzuschauen – etwa per Satellit. Der satellitengestützte Breitbandzugang sei überall in Thüringen möglich. Auf diesem Wege lassen sich relativ umfangreiche Dateien mit einer gegenüber leitungsgebundenem DSL relativ hohen Latenz aus dem Internet herunterladen, aber im Upstream ist der Nutzer meist auf eine herkömmliche schmalbandige Verbindung angewiesen. Ein direkter Satelliten-Uplink, wie ihn Filiago als "Astra2Connect" anbietet, ist bislang die Ausnahme – und selbst der arbeitet nicht besonders schnell.

Für denjenigen, der umfangreiche Mail-Anhänge versenden oder einen eigenen Server im Haus ans Internet bringen will, ist ein solcher satellitengestützter Zugang kaum eine Alternative.

(Andreas Hummel, dpa) / (psz)