Weltraumteleskop James Webb von unerwartet großem Mikrometeoriten getroffen

Der Hauptspiegel des Weltraumteleskops James Webb ist von einem winzigen Meteoriten beschädigt worden. Es soll aber trotzdem besser funktionieren als erhofft.

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(Bild: NASA)

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Das Weltraumteleskop James Webb wurde Ende Mai von einem Mikrometeoriten getroffen, der größer war, als bei Tests und Modellierungen auf der Erde vorhergesehen. Das hat Thaddeus Cesari von der NASA jetzt öffentlich gemacht. Er versichert aber, dass das Instrument weiterhin besser funktioniere, als für die geplanten Aufgaben nötig – der Einschlag habe jedoch "geringfügig nachweisbare Auswirkungen in den Daten".

Das beschädigte Segment des aus 18 solchen Teilen bestehenden riesigen Hauptspiegels sei minimal anders ausgerichtet worden, um die Folgen zu minimieren. Weitere Anpassungen sollen folgen, um die Korrektur zu verbessern.

Einschläge von Mikrometeoriten lassen sich im All nicht verhindern, vor dem jüngsten habe es bereits vier kleinere gegeben. Der größere werde jetzt als "unabwendbares Zufallsereignis" gewertet.

Man habe immer gewusst, dass das hochsensible Weltraumteleskop James Webb die widrigen Verhältnisse im All überstehen können muss, ergänzt Paul Geithner von der NASA. Dazu gehörten grelles ultraviolettes Licht, geladene Sonnenteilchen, kosmische Strahlung und eben auch vereinzelte Einschläge von winzigen Mikrometeoriten aus dem Sonnensystem.

Das Instrument sei so gebaut worden, dass es trotzdem über Jahre hinweg arbeiten und seine ambitionierte wissenschaftliche Mission erledigen kann. Immerhin sei zu erwarten gewesen, dass das Weltraumteleskop alleine wegen seiner Größe von vergleichsweise vielen Mikrometeoriten getroffen werden würde. Mit Simulationen und realen Tests habe man versucht herauszufinden, wie man die hochsensible Technik davor schützen könnte. Das jetzt getroffene Objekt sei aber größer gewesen als modelliert.

Weil das James-Webb-Weltraumteleskop die Position der Spiegelsegmente mit immenser Genauigkeit bestimmen und korrigieren kann, können Verzerrungen durch winzigste Beschädigungen teilweise ausgeglichen werden, schreibt die NASA noch. Eine solche Korrektur sei bereits vorgenommen worden, ein jetzt zusammengestelltes Team soll ermitteln, wie die Folgen solcher Kollisionen künftig verringert werden können.

Zuvor hatte man bereits vorbereitet, dass sich das Gerät vor der Durchquerung bekannter Meteorschauer wegdrehen könnte. Der aktuelle Einschlag stehe aber mit keinem solchen in Zusammenhang; es war einfach Pech. Am aktuellen Zeitplan für das Instrument hat sich nichts geändert, die ersten wissenschaftlichen Aufnahmen sollen weiterhin am 12. Juli veröffentlicht werden.

Die Segmente des Hauptspiegels, getroffen wurde C3

(Bild: NASA)

Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) startete am 25. Dezember 2021. Nachdem es sich selbst entfaltet hat, war es einen Monat später am Lagrange-Punkt L2 angekommen. Hier blickt es mit dem riesigen Hauptspiegel seitdem abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass die Wärmestrahlung der Himmelskörper das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Sonnenschutz blockt diese ab.

Seine Betriebstemperatur liegt bei 40 Kelvin (- 233 Grad Celsius), ein Instrument wurde sogar auf 6,4 Kelvin oder -267 Grad Celsius heruntergekühlt. Weil vor allem beim Start alles fast ideal geklappt hat, wurde so viel Treibstoff gespart, dass davon ausgegangen wird, dass das Weltraumteleskop 20 Jahre einsatzbereit sein dürfte.

(mho)