Weltweit größtes Journalismus-Museum in Washington eröffnet

Das für 450 Millionen Dollar errichtete neue Newseum soll vor allem eine Mission erfüllen: Die Darstellung des freien Journalismus nach US-Werten, der die Welt grundsätzlich positiv verändert.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Rund 450 Millionen US-Dollar hat der Bau des Newseum verschlungen.

In Washington hat am heutigen Freitag das weltweit größte Journalismus-Museum seine Pforten geöffnet. Auf sieben Etagen und mehr als 23.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche soll das neue, vom beschaulichen Arlington (Virginia) in die Hauptstadt der Vereinigten Staaten verlagerte Newseum interessierten Besuchern, die 20 Dollar Eintritt berappen, Einblicke in die Welt des Journalismus gewähren. Rund 450 Millionen US-Dollar hat der unweit der National Gallery of Art und den National-Archiven gelegene Neubau mit Blick auf das Capitol verschlungen, den Museums-Managern steht allein in diesem Jahr ein Etat von 50 Millionen Dollar zur Verfügung.

Das Geld kommt zum größten Teil vom Freedom Forum, einer Stiftung, die sich für Presse- und Meinungsfreiheit einsetzt und hinter der der Gründer der Tageszeitung USA Today, Al Neuharth, steht. Großspenden kamen aber unter anderem auch von den Knight-Brüdern (früher Besitzer des Miami Herald und der San Jose Mercury News, 25 Millionen US-Dollar), den Besitzern der New York Times (15 Millionen), der News Corporation (10 Millionen), Bloomberg (10 Millionen), Time Warner (5 Millionen) oder auch ABC News und NBC News (jeweils 5 Millionen Dollar). Großspender dürfen einzelne Ausstellungsbereiche mit ihrem Namen schmücken (beispielsweise "ABC News Changing Exhibits Gallery").

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass das neue Newseum vor allem eine Mission erfüllen soll: Die Darstellung des freien Journalismus nach US-Werten als etwas Gutes, das die Welt grundsätzlich positiv verändert. Kritischen Journalisten, die den Medien-Tempel schon vor der offiziellen Eröffnung am heutigen Freitag besuchen durften, geht die Selbstbeweihräucherung aber mitunter doch etwas zu weit. So zeigt sich beispielsweise der New-York-Times-Redakteur Edward Rothstein erstaunt, dass in der Sonderausstellung "Die Berliner Mauer" angegeben wird, der von den Sowjets nicht zu stoppende Nachrichtenfluss von West- nach Ostdeutschland sei Grund für den Fall der Mauer gewesen.

Aufgeteilt ist das Newseum in insgesamt 14 Hauptbereiche, darunter ein Streifzug durch die Geschichte der Nachricht, beginnend mit einer sumerischen Keilschrift datiert um das Jahr 1250 vor Christus. In virtuellen Radio- und Fernsehstudios können Besucher ihre Moderatoren-Talente erproben, Hightech-Kinos entführen in die Welt der Frontberichterstatter, rüttelnde Sitze bei Bombeneinschlägen in der näheren 3D-Umgebung inklusive. Selbstverständlich darf in einem US-Museum auch ein eigener Bereich zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nicht fehlen. Im "Journalists Memorial" kommt Kollegen, die bei der Ausübung ihres Jobs umgekommen sind, Heldenverehrung zuteil.

Dem Medium Internet, das Druckerzeugnisse der Presse über kurz oder lang komplett ersetzen wird, sind im Newseum derzeit lediglich zwei Media-Walls gewidmet. Deutlicher zeigt sich der Fortschritt im Bereich "Today's Front Pages Gallery": Während im Museum pro Tag lediglich etwa 80 aktuelle Titelblätter von Zeitungen aus aller Welt ausgestellt werden, können Internet-Nutzer auf der Museums-Website täglich rund 500 Aufmacherseiten abrufen. Aus Deutschland beteiligen sich momentan 17 Zeitungen an dem Projekt, darunter überregionale Blätter wie die Süddeutsche, die Welt und die taz, aber auch kleinere wie die Heilbronner Stimme, die Potsdamer Neuesten Nachrichten oder der Weser-Kurier. (pmz)