Weltwirtschaftsforum: Experten warnen vor intelligenten Waffensystemen

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz werden Waffensysteme autonom. Darin sehen Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums eine große Gefahr. Es bleibe nicht viel Zeit, um die AI-Forschung zu bremsen und um sie in verantwortungsvolle Bahnen zu lenken.

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US-Soldat am Sensorenpult einer Kampfdrohne

Momentan drücken noch Menschen die entscheidenden Knöpfe, wie etwa für die Predator-Drohnen der US-Armee.

(Bild: gemeinfrei (US Air Force))

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
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Seit dem vergangenen Sommer machen Experten für Künstliche Intelligenz (AI) gegen "Kalaschnikows der Zukunft" und Schlimmeres mobil. Während des Weltwirtschaftsforums in Davos gab nun US-Professor Stuart Russell von der University of California zu bedenken, dass die internationale Gemeinschaft noch etwa zwei Jahre Zeit hat, um bei der Entwicklung autonomer Waffensysteme die Reißleine zu ziehen. In der Diskussion gingen die Meinungen aber darüber auseinander, wie schnell eine Armee von "Killerrobotern" tatsächlich aufgestellt werden könnte.

Russell räumte selbstkritisch ein, dass die Gemeinde der AI-Forscher schon vor zehn Jahren hätte Alarm schlagen müssen. Gespräche mit Entwicklern hätten ihn davon überzeugt, dass viele Länder innerhalb von 18 Monaten eine Armee autonomer Waffensysteme aufstellen könnten, wenn es ein dem Manhattan-Projekt zur Entwicklung der Atombombe vergleichbares Entwicklungsprogramm gäbe. Schon kleine Quadrocopter könnten heute den Atlantik überqueren und darauf programmiert werden, männliche Personen zwischen 12 und 60 Jahren zu töten.

Ein Blick auf den Boom der selbstfahrenden Fahrzeuge oder Schachcomputer zeige, dass alle notwendigen technischen Bestandteile vorhanden seien. Russell widersprach damit seinem britischen Kollegen Alan Winfield von der University of the West of England. Winfield, der die Entwicklung der Killerroboter ebenfalls ablehnt, sagte, dass die Killerroboter noch viel zu chaotisch reagieren, sobald sie einer komplexeren Umgebung ausgesetzt werden.

Der Vorsitzende der britischen Rüstungsschmiede BAE Systems, Sir Robert Carr, sagte ebenfalls, dass die Entwicklung von komplett autonomen Systemen noch dauern werde. Allerdings arbeiteten 40 Länder mit Aussicht auf einen 20-Milliarden-Dollar-Markt an dem Thema.

Carr zog in der Diskussion Grenzen zwischen Waffensystemen, die per Fernlenkung "dreckige Jobs", etwa bei der Minenräumung, übernehmen und solchen, die bereits mit Sensoren und maschinellem Lernen ausgestattet sind und die Zielwahl unterstützen. In beiden Fällen aber sitze noch ein Soldat am Drücker, der für einen Abschuss verantwortlich ist. Er sei persönlich nicht für voll automatisierte Waffensysteme.

Auf die Abgrenzung der autonomen von den ferngelenkten Waffensystemen legen sowohl die britische als auch die US-Regierung großen Wert, besonders bei den Verhandlungen um einen möglichen Bann durch die Vereinten Nationen (VN) . Zwar haben die USA, wie Russell unterstrich, ein eigenes Verbot gegen die Entwicklung der autonomen Waffensysteme verabschiedet. Allerdings fürchten sie ganz offensichtlich, der Bann könne auch bereits bestehende Drohnensysteme erfassen.

Angela Kane vom "Center for Disarmament and Non-Proliferation" schlug ein weiteres Zusatzprotokoll zum "Übereinkommen über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bstimmter konventioneller Waffen, die übermäßige Leiden verursachen oder unterschiedslos wirken können" (CCWG) vor. Damit könne es schnell zu einer Vereinbarung kommen. Neben Ländern wie Frankreich und Deutschland müsse gerade auch die USA sich stärker einsetzen. (kbe)