Wenn CO₂ fehlt: Außerirdisches Leben mit aktueller Technik bereits nachweisbar

Ein internationales Forschungsteam hat angeblich einen Weg gefunden, wie man mit bestehender Technik bei bestimmten Exoplaneten Ozeane aus Wasser finden kann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 151 Kommentare lesen
Roter Stern und drei Planeten

Künstlerische Darstellung eines Sternsystems mit mehreren Exoplaneten

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Lesezeit: 3 Min.

Wenn in der Atmosphäre eines Exoplaneten substanziell weniger Kohlenstoffdioxid vorkommt als bei anderen im gleichen Sternsystem, könnte das ein starker Hinweis auf flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche sein. Das hat eine internationale Forschungsgruppe ermittelt und damit nach eigener Aussage eine Möglichkeit gefunden, um mit bestehender Technik Himmelskörper zu identifizieren, auf denen erdähnliches Leben möglich ist. Sollte sich das bestätigen, könnte sich das Fehlen einer chemischen Substanz und nicht deren Vorhandensein bei einem Exoplaneten als entscheidender Schritt hin zum Nachweis der ersten sogenannten Biosignatur erweisen. Das Weltraumteleskop James Webb sei dafür leistungsfähig genug, schreibt das Team.

Wie die Gruppe um Julien de Wit vom Massachusetts Institute of Technology erklärt, handelt es sich bei der Suche nach habitablen Welten um den "Heiligen Gral" der Exoplanetenforschung. Alle bislang diskutierten Eigenschaften, die solch einen Himmelskörper verraten würden, seien aber auch mit den neuesten Observatorien nicht nachweisbar. Erst durch den Blick auf unser Sonnensystem hätten sie nun etwas gefunden, was einen Exoplaneten mit flüssigem Wasser auf der Oberfläche bereits für bestehende Technik nachweisbar machen würde. So hätten Venus, Erde und Mars einiges gemeinsam, aber nur auf unserem Heimatplaneten gibt es flüssiges Wasser. Zugleich weist die Atmosphäre der Erde signifikant weniger Kohlenstoffdioxid auf.

Wenn man davon ausgehe, dass die Entstehung der drei Planeten ähnlich abgelaufen ist, dann müsse das Kohlenstoffdioxid irgendwohin verschwunden sein, folgern die Wissenschaftler. Eine entscheidende und anhaltende Rolle spielten dabei die Ozeane. Die hätten das Gas über die Äonen hinweg im Meerwasser selbst und im Gestein gespeichert, weswegen der Erdatmosphäre etwa so viel CO₂ fehlt, wie in der Venusatmosphäre insgesamt vorhanden ist. Sollte man also einen anderen Exoplaneten entdecken, der sich in seinem Sternsystem in ähnlicher Weise von den benachbarten Himmelskörpern unterscheidet, wäre das ein "zuverlässiges Signal für Ozeane aus Wasser" und damit möglicherweise auch erdähnliches Leben.

Weil das Vorhandensein von CO₂ in der Atmosphäre eines Exoplaneten mit bereits aktiven Instrumenten ziemlich einfach nachzuweisen ist, sollten sich solche Welten bereits finden lassen. Sobald eine identifiziert wurde, sollte man dort gezielt nach dem Vorhandensein von Ozon fahnden, meint das Team. Das entsteht aus Sauerstoff, ist aber deutlich einfacher nachzuweisen, als dieses von Lebewesen produzierte Gas. Ozon würde anzeigen, dass ein Exoplanet nicht nur bewohnbar, sondern tatsächlich bewohnt ist – und zwar nicht nur von ein paar Einzellern. Auf diesem Weg seien schon in den kommenden Jahren revolutionäre Entdeckungen möglich, meint das Team und schlägt vor, beim System TRAPPIST-1 anzufangen. Der Forschungsartikel ist bei Nature Astronomy erschienen.

(mho)