Werkstattberichte: Neues aus den Fablabs und der Makerszene

In Passau und Bruchsal gibt es neue Makerspaces, neue regionale Maker-Fortbildungen will die Tüftelakademie starten und in Ulm stehen Veränderungen an.

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Eine Frau mit rosa Schal und schwarzem Pullover sägt ein Holzbrett.

(Bild: InnWerk)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Helga Hansen
Inhaltsverzeichnis

Die Tüftelakademie will neue regionale MINT-Angebote für den Nachwuchs schaffen. Der Umbruch im Ulmer Verschwörhaus sorgte in den letzten Wochen für einige Aufregung in der Makerszene – inzwischen ist klar, dass der Verein umziehen muss. Und schließlich starten in Passau und in Bruchsal bei Karlsruhe wieder zwei neue Werkstätten.

Anfang Mai hatte die Stadt Ulm für das Verschwörhaus ein neues Nutzungskonzept vorgelegt, um es als kreatives Digitallabor weiterzuentwickeln. Mit Niklas Schütte gab es außerdem einen neuen Leiter, nachdem sein Vorgänger Stefan Kaufmann das Haus zum Ende des vorigen Jahres verlassen hatte. Er hatte das Projekt mit ins Leben gerufen, das 2015 aus der Ulmer Open-Data-Gruppe entstanden war und sich seither einen Ruf als Vorbild für die Kooperation von Stadtverwaltung und Ehrenamtlichen erarbeiten konnte. Über das Programm „Zukunftsstadt 2030“ wurde das Verschwörhaus von der Stadt gefördert, die die Miete für das Gebäude, einen Teil der Ausstattung und die Stelle des Leiters finanzierte. Das Programm und weitere Ausstattung stellten die Ehrenamtlichen, die sich seit 2019 auch als Verein Verschwörhaus organisieren. So gibt es Werkstätten für die Arbeit mit Elektonik, Holz, Metall und Textilien und eine Bibliothek. Außerdem treffen sich dort verschiedene Gruppen, etwa zu den Themen LoRaWAN, OpenStreetMap und Frauen und Computer Kram. Regelmäßige Veranstaltungen bietet auch das Jugend Hackt Lab.

Nun sollte das Programm weiter ausgebaut werden. Nach dem gerade verabschiedeten Nutzungskonzept sollte der Veranstaltungskaufmann Schütte neue, offene Angebote entwickeln, zusätzlich sollten Veranstaltungen zu Projekten des Stadtkonzerns Ulm im Verschwörhaus stattfinden und Kooperationen mit weiteren Einrichtungen begonnen werden. Der Verein Verschwörhaus darf die Räume daher nicht mehr alleine nutzen und die Stadt hatte sich die Rechte am Namen und Logo des Verschwörhauses gesichert, was im Verein für Unmut sorgte. Sollte der Widerstand bleiben, könnte die Stadt dem Verein keinen neuen Nuzungsvertrag geben, berichtete der Tagesspiegel. Mit einem Offenen Brief plädierten Organisationen wie die Open Knowledge Foundation Deutschland und der Verbund Offener Werkstätten für den Erhalt des "kritischen Freiraums".

Gestern abend verkündete der Verein schließlich, dass er zum 13. Juli aus den bisherigen Räumen im Weinhof ausziehen werde und auf der Suche nach einem neuen Ort sei. Die Mitgliederversammlung habe beschlossen, den neuen Nutzungsvertrag nicht zu unterschreiben. Besonders enttäuscht sei man über das mangelnde Verständnis der Stadt für die ehrenamtliche Arbeit, die neben Schule oder Lohnarbeit geleistet wurde. Auch die Stadt zeigt sich enttäuscht über die Entscheidung, da man die Arbeit der Community schätze. Allerdings sei die Kompromissbereitschaft des Vereins schnell an ihre Grenzen gekommen, so der neue Leiter. Im Weinhof 9 seien neue Gruppen weiterhin willkommen. Der Verein Verschwörhaus sucht jetzt nach barrierefreien Räumlichkeiten in zentraler Lage und freut sich über Hinweise.

Außerdem feierte letzten Monat in Passau das InnWerk seine Eröffnung. Die offene Werkstatt wurde von fünf Studierenden ins Leben gerufen, deren WG-Zimmer für größere Bauprojekte einfach zu klein waren. Als sie von den Räumen in der Mariahilfstraße 6 erfuhren, war die Idee des InnWerks geboren. Da der Raum klein ist, sind die Werkstattbereiche modular aufgebaut: Gebastelt wird an Fahrrädern und Textilien, mit Metall, Holz und Elektronik. Gefördert wird das Projekt von der Uni Passau und dem Europäischen Solidaritätskorps. „Wir sind dabei keine Dienstleister,“ so das Vorstandsmitglied Julia Gasser. „Jede und jeder muss das Werkzeug schon selbst in die Hand nehmen.” Gleichzeitig soll hier kein exklusiver Ort für Profibastler entstehen. Stattdessen sind alle Passauerinnen und Passauer eingeladen, ihren Spaß am Handwerken und Basteln zu entdecken. Ein weiterer Fokus ist das Reparieren und lernen, wie Dinge funktionieren. Im Juni steht außerdem die Projektwoche „Visionen einer nachhaltigen Zukunft“ auf dem Programm, die in Zusammenarbeit mit der Hochschulgruppe Nachhaltigkeit durchgeführt wird.

Wer weitere Ideen hat oder einfach nur neugierig ist, kann gerne vorbeikommen. Ab sofort ist das InnWerk am Montag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, am Dienstag von 17 bis 20 Uhr und am Samstag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Alle zwei Wochen trifft sich das Team zusätzlich Mittwoch abends um 20 Uhr in der Hans-Kapfinger-Str. 14b im Seminarraum 008. Unter anderem steht die Gründung eines Trägervereins auf der Agenda.

(Bild: Fablab Bruchsal / Roland Lückl)

Im November 2019 sollte es mit dem Fablab Bruchsal bei Karlsruhe losgehen. Doch zunächst kam Corona und die Mitglieder des neugegründeten Vereins produzierten Gesichtsschilde im HubWerk01, einem Digitalisierungszentrum für Unternehmen der Region. Nach längerer Raumsuche war es im Januar 2022 dann endlich soweit: In der Bahnhofstraße 2, in der Nähe des Bahnhofs Ubstadt-Weiher, wurde ein Vereinsheim gefunden. Auf 90 Quadratmetern ist Platz für Maschinen und Ideen. Seit dem April werden die Räume nun bezogen. Zur Verfügung stehen schon einige 3D-Drucker, eine Workstation für CAD-Arbeiten, eine Airbrush sowie eine Elektronik- und eine Holzwerkstatt. Jeden zweiten Freitag startet um 20 Uhr der Stammtisch, an dem auch interessierte Nicht-Mitglieder teilnehmen und sich austauschen können.

Die Jungen Tüftler*innen wollen expandieren und die Workshops und Fortbildungen aus ihrer Tüftelakademie deutschlandweit in Präsenz anbieten. Dazu suchen sie Schulen, Bibliotheken, Museen und Jugendzentren, um mit ihnen langfristig zusammen zu arbeiten. Die Finanzierung übernimmt dabei die Tüftelakademie, bzw. der Förderer. Erste Angebote gibt es bereits in Ballenstedt bei Magdeburg und Vilsbiburg/Landshut.

26. März – 24. Juni Ausstellung: City Campus in 3D Fablab Bremen
16. Mai – 14. Juni Feminist Hardware Festival Wien
7. Mai – 24. Juni Coding da Vinci Baden-Württemberg online
7. – 9. Juni Maker Camp Stadtbibliothek Ludwigsburg
22. Juni Hebocon ABK Fablab Stuttgart
24. Juni Jubiläumsparty Happylab Wien
25. Juni Hacks on the Harbour Sonderburg, Dänemark
25. – 26. Juni Werk[statt]tage Halle 36, Werder
25. – 26. Juni Maker Faire Luxembourg Rosport, Luxemburg
1./2. Juli 5. Vernetzungstreffen des Netzwerks Reparatur-Initiativen Leverkusen
22. – 24. Juli Hack an der Ruhr Auf der Heide, Schwerte
28. – 31. Juli Haxogreen Dudelange, Luxemburg

Diese und weitere Termine stehen laufend aktualisiert in unserem Veranstaltungskalender. Dort könnt ihr auch eigene Termine eintragen. Orte zum Selbermachen in Eurer Nähe findet ihr in unserer Makerspace-Karte – dort sind auch die kommenden Maker Faires verzeichnet. Haben wir etwas übersehen? Dann freuen wir uns über Hinweise. (hch)