Weltraumschrott: Altes russisches Raketentriebwerk im Orbit explodiert

Ein 2007 gestartetes russisches Raketentriebwerk ist im All explodiert und hat mehr als ein Dutzend Trümmerteile hinterlassen. Das passiert öfter.

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(Bild: Dotted Yeti/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In der Erdumlaufbahn ist ein Überrest einer russischen Rakete explodiert und hat mehr als ein Dutzend Trümmerteile hinterlassen, deren Wiedereintritt in die Atmosphäre noch auf sich warten lassen wird. Das geht aus Äußerungen der US-Armee und des US-Astronomen Jonathan McDowell hervor. Auseinandergebrochen ist demnach am 15. April ein Objekt mit der Katalognummer #32398. Dabei handelt es sich laut McDowell um einen sogenannten Ullage-Motor einer russischen Proton-Rakete. Der kreiste seit 2007 auf einer stark elliptischen Umlaufbahn um die Erde. Die Space Force der USA hat inzwischen 16 Trümmer gezählt, die die Problematik Weltraumschrott jetzt weiter verschlimmern.

Ullage-Motoren werden in der Raumfahrt eingesetzt, um ein spezielles Problem von Raketen mit Flüssigtreibstoff zu beheben: Der sammelt sich in der Schwerelosigkeit nicht wie auf der Erde unten in den Tanks, von wo aus er zu den Triebwerken geleitetet werden kann. Mit Ullage-Motoren werden deshalb kleine Zusatztriebwerke angebaut, die kurz vor dem Start der großen feuern, um deren Treibstoff dahin zu drücken, wo er benötigt wird. Das nun auseinander gebrochene Triebwerk stammt laut McDowell von einer Proton-Rakete, die 2007 drei Satelliten für das russische Navigationssystem Glonass ins All gebracht hat.

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Objekt #32398 war auf einer Umlaufbahn unterwegs, die das Triebwerk zwischen wenigen Hundert und fast 20.000 Kilometern von der Erde entfernt kreisen ließ. Deshalb werde ein Absturz der Trümmer dauern. Laut McDowell passiert mit genau diesen Motoren öfter, dass sie zerbersten: Mindestens 54 davon seien bereits im Orbit explodiert. Das liege daran, dass sie nicht allen Treibstoff aufbrauchen. Sie hätten deswegen eine Tendenz dazu, auch noch nach Jahrzehnten zu explodieren. Aktuell würden 173 Trümmer damit in Verbindung gebracht, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

Weltraumschrott ist für die Raumfahrt ein wachsendes Problem. Solche Trümmer rasen mit immensen Geschwindigkeiten um die Erde. Schon kleinste Stücke könnten bei einer Kollision andere Satelliten zerstören und dabei wiederum neue Trümmer erschaffen. Dadurch kann schlimmstenfalls eine Kettenreaktion ausgelöst werden, bei der komplette Bahnen im Erdorbit leer gefegt werden. Die Raumfahrtagenturen haben das Problem erkannt und vermehrt wird nach möglichen Lösungen und Gegenmaßnahmen gesucht. Kritik gibt es deshalb primär an aktuellen Maßnahmen, mit denen die Menge an Weltraumschrott erhöht wird, so hatte Russland erst vor wenigen Monaten bei einem Waffentest einen eigenen Satelliten zerstört und dabei Hunderte Trümmer erzeugt.

(mho)