WinHEC 2005: Schneller durch 64 Bit, Longhorn weiterhin im Anflug

Zum Auftakt der diesjährigen Windows Hardware Engineering Conference (WinHEC) beschwor Bill Gates in Seattle die Macht der 64-Bit-Prozessoren und gab neue Einblicke in den Funktionsumfang der nächsten Windows-Version Longhorn.

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Von
  • Gerald Himmelein

Heute begann in Seattle, Washington, die vierzehnte Windows Hardware Engineering Conference (WinHEC). In seiner Keynote hob Bill Gates die Vorteile der zeitgleich erschienenen Windows XP Professional x64 Edition hervor und gab einen neuen Ausblick auf den für das kommende Jahr angekündigten Nachfolger von Windows XP, der immer noch unter dem Code-Namen Longhorn gehandelt wird.

Zu Beginn seiner Rede versuchte Gates mit seiner bekannten Kermit-Stimme, eine Legende zu entkräften: Den altbekannten Spruch mit "640K of memory ought to be enough for everybody" will er nie gesagt haben, ebensowenig wie er laufend Kettenbriefe ins Internet versende, die den Empfängern tausend Dollar versprechen. Beim Adressraum von x64-Systemen wolle er sich jedenfalls nicht mit Vorhersagen aus dem Fenster hängen; die theoretisch verfügbaren 16 Terabyte virtueller Speicher sollten aber zumindest "fürs Erste" ausreichen.

Die Hälfte der Keynote verbrachte Gates damit, die Vorzüge der 64-Bit-Edition von Windows XP anzupreisen. Dabei fiel aber kein Wort darüber, warum Microsoft so lange bei der Fertigstellung getrödelt hat. Zyniker lästern gerne, man habe halt auf Intel warten müssen. Auf der WinHEC 2005 treten AMD und Intel jedenfalls als gleichberechtigte Sponsoren auf.

Die Umstellung von 32-Bit auf 64-Bit werde deutlich schmerzloser verlaufen als der Umstieg von 8-Bit auf 16-Bit und von 16-Bit nach 32-Bit, versprach Gates. Selbst 32-Bit-Anwendungen sollen vom 64-Bit-Betriebssystem profitieren, da sich jede allein in einem kompletten 4-GByte-Adressraum austoben könne. Nur die Treiber müssten natürlich alle 64-Bit sein, erklärte Gates mit einem fast flehenden Blick in den Saal, den vor allem Hardware-Entwickler füllten.

In Live-Vorführungen zeigten Microsoft-Mitarbeiter auf der Bühne, was 64-Bit alles kann. Eine Betaversion von Newteks Lightwave 3D64 bot eine mit aufwendigen Texturen und Lichteffekten veredelte Echzeitvorschau, wo die 32-Bit-Version nur eine graue Polygonvorschau zeigte. 64-Bit-Adressierung werde auch Renderzeiten wesentlich verkürzen. Eine zweite Demo ließ gleich starke Rechner bei der Datenverarbeitung in SQL Server 2005 gegeneinander antreten -- einmal mit 32 Bit, einmal mit 64 Bit. Fortschrittsdiagramme zeigten, wie die 64-Bit- stets der 32-Bit-Variante davonrannte und auch im Datenbank-Cluster die Prozessorleistung besser verteilen konnte.

Neben SQL Server 2005 will Microsoft im Laufe des Jahres auch x64-Versionen von Visual Studio 2005, Commerce Server 2006, Host Integration Server 2005, BizTalk Server 2006 und 64-Bit-Services for Unix veröffentlichen. In den kommenden zwei Jahren sollen Windows Longhorn Server, Exchange Server 12, Microsoft Operations Manager, Virtual Server v2 und Windows Server Compute Cluster Edition erscheinen. Das Ziel sei dabei, 64-Bit- und 32-Bit-Versionen stets parallel zu veröffentlichen.

Im zweiten Teil der Keynote ging es dann um die Visionen für die unmittelbare und weitere Zukunft: neue Tablet PCs von HP, Toshiba und Acer, ein Asus-Laptop mit Mini-Display an der Außenseite des Deckels sowie "Ultra Mobile Devices", portable Multimedia-Geräte im Buchformat mit langer Batterielaufzeit, und natürlich um Longhorn.

Stolz verkündete Gates, man habe für Longhorn das bisher größte Marketing-Budget überhaupt veranschlagt. Auf einer der Präsentationsfolien wurde als Erscheinungstermin das letzte Quartal 2006 angegeben ("Holiday 2006"). Zuvor soll im Laufe des Sommers 2005 die erste Beta erscheinen, gefolgt von einer zweiten Beta im Spätherbst. Die Anwesenden auf der WinHEC 2005 bekamen DVDs mit Technology Previews für x86- und x64-Prozessoren ausgehändigt. (ghi)