Wirtschaft hofft auf private Bildungsausgaben

Da die öffentlichen Ausgaben für Bildung derzeit nur recht begrenzt steigen können, hoffen nicht nur die Lernsoftwareanbieter auf eine zunehmende Privatisierung der Bildungsausgaben.

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Von
  • Angela Meyer

Bildung ist ein teures Gut - dies gilt auch ganz wörtlich. Das Gerangel der kommerziellen Anbieter um die knappen öffentlichen Gelder ist groß, zumal sich auch die privaten Konsumenten zunehmend in Zurückhaltung üben. Dies wird auch auf der diesjährigen Bildungsmesse deutlich: Hardwarehersteller wie Intel mit seinem Programm Innovation in Education oder die in der Notebook-Initiative "i lern" zusammengeschlossenen Firmen versuchen mit Hilfe von Kooperationen, über die Präsenz in den Klassenzimmern auch ihre Marktpräsenz zu verbessern.

Während dies für die großen Hardwareanbieter aber nur ein Vertriebsweg unter vielen ist, hatten die Verleger von Bildungsmedien gehofft, mit Lernsoftware neben dem seit Jahren stagnierenden Schulbuchumsatz ein mindestens gleichrangiges zweites Standbein aufzubauen. Bisher trog diese Hoffnung: So ging der Umsatz mit Lern- und Unterrichtssoftware in Deutschland 2002 insgesamt leicht auf 35 Millionen Euro zurück, während der Schulbuchverkauf 455 Millionen Euro brachte. Dabei gaben die Schulen lediglich fünf bis zehn Millionen Euro für Software aus, während sie für Bücher rund 270 Millionen bezahlten. "Dies wird die Bereitschaft der Bildungsmedienhersteller in diesem kostenintensiven neuen Marktsegment zu investieren, deutlich dämpfen", klagte der VdS Bildungsmedien angesichts dieser Zahlen. Der Branchenverband der Schulbuchverlage und Bildungsmedienhersteller forderte unter anderem, dass die Ministerien energisch gegen Raubkopien und unzureichende Lizenzierungen an den Schulen vorgehen. Für dieses Jahr setzen die Verlage ihre Hoffnungen aber vor allem auf höhere Beteiligungen der Eltern an den Lernmittelkosten, die bisher in Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt geplant sind.

Wie weit diese bisher noch recht vorsichtige Verschiebung der Kosten für die Schulbildung in die private Verantwortung geht, bleibt abzuwarten. Die Europäische Union stützt zwar die Position der Bundesregierung, die öffentliche Bildung bei den Liberalisierungsverhandlungen im Rahmen des GATS-Abkommens unberührt zu lassen, das endgültige Ergebnis der bis Ende 2004 laufenden Verhandlungen steht damit aber noch nicht fest.

Nach einer auf der Bildungsmesse präsentierten Umfrage (PDF) von Bildungsverbänden und Zukunftsforschern zur Zukunft des Lernens wird die Verantwortung des Einzelnen für seine Bildung auf jeden Fall noch weiter wachsen. Die befragten Bildungsexperten erwarten eine Entwicklung hin zu institutionenübergreifenden Wissensnetzen, in denen private, öffentliche und halböffentliche Bildungseinrichtungen in einer vernetzten Infrastruktur miteinander kooperieren, da die staatlichen Bildungseinrichtungen alleine für die kommenden Herausforderungen des lebenslangen Lernens kaum gerüstet seien. Durch die zunehmende individuelle Organisation des Lernens inklusive der individuellen Finanzierung werde sich aber auch die soziale Schere zwischen "Gebildeten" und "Ungebildeten" weiter öffnen, da es bisher keine Konzepte gäbe, dies zu verhindern.

Ein Versuch, wenigstens die Information über die Bildungsmöglichkeiten zu vereinfachen, ist das von Bund und Ländern gemeinsam betriebene Portal Deutscher Bildungsserver, der über alle Facetten der Bildung informiert. Einen konkreten Einstieg bei der Suche nach Aus- und Weiterbildungsangeboten findet man beispielsweise in einer Übersicht zu Weiterbildungsdatenbanken oder bei Studien- und Berufswahl, die allerdings im Gegensatz zu den bei Hochschulranking.de gelisteten Rankings keine Bewertung der Angebote liefern. (anm)